Orden für Olympioniken in Belarus empört Ukraine
19. September 2024Der ukrainische Sportminister Matwij Bidny fordert das Internationale Olympische Komitee (IOC) auf, gegen Belarus vorzugehen, nachdem die Medaillengewinner der Olympischen Spiele in Paris bei einer nationalen Zeremonie in der belarussischen Stadt Minsk geehrt worden waren.
"Wir erwarten, dass das IOC bezüglich dieser Veranstaltung sofortige Maßnahmen ergreift", sagte Sportminister Matwij Bidny der DW. "Die Teilnahme von Athleten an einer Zeremonie, die den Prinzipien der Neutralität widerspricht, zeigt eine eklatante Missachtung der Anforderungen des IOC. Die Ukraine besteht darauf, die Sanktionen gegen russische und belarussische Sportler zu verschärfen."
Am Dienstag hatte Staatschef Alexander Lukaschenko die vier belarussischen Medaillengewinner von Paris geehrt. Lukaschenko - er leitete auch das Belarussische Olympische Komitee, bis er 2021 von seinem Sohn Viktor abgelöst wurde - würdigte die Athleten am Tag der Nationalen Einheit, einem Feiertag, mit dem an die Vereinigung von Ost- und Westbelarus im Jahr 1939 erinnert wird.
"Die Olympischen Sommerspiele sind ein weiteres wichtiges Kapitel in der Geschichte des nationalen Sports", sagte Lukaschenko nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Belta. "Sie haben versucht, uns ins Abseits zu stellen, uns unserer Flagge und Hymne zu berauben. Aber die Welt sprach trotzdem über die Aktiven aus Belarus und bewunderte zusammen mit uns ihre Siege."
Vier von 17 holten olympische Medaillen
17 Athletinnen und Athleten mit belarussischem Pass hatten als "neutrale Einzelsportler" an den Spielen in Paris teilgenommen. Vier von ihnen gewannen Medaillen. Iwan Litwinowitsch wurde zum zweiten Mal nach Tokio 2020 Olympiasieger im Trampolinspringen. Wijaleta Bardsiluskaja holte, ebenfalls auf dem Trampolin, Silber, ebenso Jauheni Salaty im Ruder-Einer. Gewichtheber Jauheni Zichanzou landete in Paris auf dem Bronzerang.
Goldmedaillengewinner Litwinowitsch erhielt aus der Hand des Staatspräsidenten den "Orden des Vaterlandes", die höchste Auszeichnung in Belarus. Bardsiluskaja, Salaty und Zichanzou empfingen Orden niedrigerer Stufen. Der Ruderer Salaty sagte während der Feier zu Lukaschenko: "Wir haben unseren Erfolg Ihnen zu verdanken."
Ukraines Sportminister Bidny: "Werkzeuge der hybriden Kriegsführung"
Der ukrainische Sportminister Bidny verurteilte die Veranstaltung. Sie bestätige, dass "Sport in diktatorischen Ländern wie Russland und Belarus als verlängerter Arm der Staatspolitik dient und Sportlerinnen und Sportler von den diktatorischen Regimen Russlands und Belarus' als Werkzeuge der hybriden Kriegsführung eingesetzt werden." Die Auszeichnungen in Minsk, so Bidny, bewiesen "einmal mehr, dass Athleten mit russischer und belarussischer Staatsbürgerschaft nie 'neutral' waren, sind und auch nicht sein können."
Das IOC hatte für die Olympia-Aktiven beider Länder, die für Paris 2024 zugelassen wurden, eindeutige Neutralitätsregeln aufgestellt. Damit sollte verhindert werden, dass die Olympischen Spiele als Bühne für Solidaritätsaktionen missbraucht würden: für Russland und seinen anhaltenden Angriffskrieg in der Ukraine sowie für den russischen Verbündeten Belarus.
Die "neutralen" Sportlerinnen und Sportler aus beiden Ländern verpflichteten sich gegenüber dem IOC, "jegliche Aktivität oder Kommunikation zu unterlassen, die im Zusammenhang mit der Nationalflagge, der Nationalhymne, dem Nationalwappen oder anderer Symbole stehen."
Das gelte "vor, während und nach" den Spielen und schließe auch "alle nationalen Veranstaltungen" im Zusammenhang mit der Teilnahme der Sportlerinnen und Sportler in Paris mit ein, so das IOC. Bei Verstößen könnten die Aktiven disqualifiziert werden. Die DW hat das IOC um eine Stellungnahme zu dem Vorgang gebeten.
Bereits vor den Spielen hatten Kritiker die Starterlaubnis für Trampolinspringer Litwinowitsch scharf verurteilt, weil der Sportler wiederholt das Regime von Staatspräsident Lukaschenko unterstützt habe. Litwinowitsch gibt sich weiterhin betont gelassen: "Jeder weiß, aus welchem Land ich komme. Es hat sich nichts geändert."
Der Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert.