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Organisierte Kriminalität im Bordell Artemis

14. April 2016

Es geht um den Verdacht auf Schwarzarbeit, Ausbeutung und Menschenhandel - ähnlich wie zu Zeiten Al Capones. Etwa 900 Polizisten und Zöllner waren bei einer Razzia im Einsatz. Wird der Luxus-Puff bald dicht gemacht?

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Razzia im Bordell Artemis in Berlin (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/P. Zinken

Das 2005 im Berliner Stadtteil Charlottenburg eröffnete Bordell gilt als eines der größten in Deutschland. Am Mittwochabend durchsuchten Beamte der Polizei, Zollinspektion, Steuerfahnder und der Staatsanwaltschaft das Etablissement sowie Wohnungen in Berlin und in Würzburg, wo einer der Betreiber wohnt. Die Ausfahrt der Stadtautobahn A100, an der das Bordell liegt, wurde für mehrere Stunden gesperrt. Sechs Haftbefehle wurden vollstreckt - gegen zwei Betreiber und vier sogenannte Hausdamen.

Vergleich zum Gangster Al Capone

Die Staatsanwaltschaft sprach an diesem Donnerstag von Vorwürfen zu organisierter
Kriminalität, Ausbeutung und Gewaltanwendung. Oberstaatsanwalt Andreas Behm zog einen Vergleich mit dem Chicagoer Mafia-Gangster Al Capone, der als einer der berüchtigsten Verbrecher Amerikas der 1920er und 1930er Jahre gilt.

Es gehe nicht um Bagatelldelikte, sondern um Taten, die das "System des illegalen Umfeldes" bestätigen würden. Die Frauen im Bordell seien "in Abhängigkeit gehalten und ausgebeutet" worden, erläuterte Behm.

Es gebe auch direkte Bezüge zu der kriminellen Rockerbande Hells Angels. Prostituierte hätte für Mitglieder der Hells Angels gearbeitet. Diese Kontakte seien "sicher nicht gewaltfrei" abgelaufen, konstatierte Oberstaatsanwalt Sjors Kamstra. Eine Frau sei "so malträtiert" worden, dass sie keinen Ausweg mehr gesehen habe, als sich an die Polizei zu wenden.

Blick auf die Bar im Artemis (Archivbild: Getty)
Blick auf die Bar im Artemis (Archivbild)Bild: Getty Images/AFP/J. MacDougall

Gesamtschaden von mehr als 23 Millionen Euro

Die Ermittler stellten zahlreiche Unterlagen sicher, die nun ausgewertet werden. Den Artemis-Betreibern wird zudem vorgeworfen, allein den Sozialkassen 17,5 Millionen Euro an Beiträgen vorenthalten zu haben. Dazu sollen noch etwa sechs Millionen Euro an hinterzogenen Steuern kommen. Außerdem soll das Bordell von arabischen Großfamilien als Geldeinnahmequelle genutzt worden sein.

Die Ermittlungen liefen seit dem vergangenen Jahr. Die Prostituierten seien als Selbstständige ausgegeben worden, obwohl sie sich nach Schichtplänen und festen Arbeitszeiten richten müssten und damit abhängig Beschäftigte seien, erklärte der Sprecher des Hauptzollamts Berlin, Michael Kulus.

se/ml (dpa, afp)