Osaka richtet Weltausstellung 2025 aus
24. November 2018In London fing alles an: 1851 bestaunten die Untertanen von Königin Victoria den Kristallpalast im Hyde Park, jenes atemberaubende Ausstellungsgebäude, das der britischen Hauptstadt - wenn auch an anderer Stelle - bis 1936 erhalten blieb. Dann fand der gläserne Bau, in dem die teilnehmenden Länder sich von ihrer besten Seite zeigten, durch ein Feuer sein Ende.
Doch die Idee einer Great Exhibition, einer "großen Industrieausstellung aller Nationen", hat sich in abgewandelter Form erhalten - ebenso wie manch anderes Monument, das für eine Weltausstellung ins Werk gesetzt wurde. Das mit Abstand berühmteste überdauerte im Gegensatz zum Kristallpalast bis heute, obschon der Metallmast auf vier Füßen ursprünglich wieder abgebaut werden sollte: der Eiffelturm, der die Pariser Schau von 1889 zierte.
"Turm der Sonne"
Die Ausstellung von 1970 in Osaka konnte sich mit einem "Turm der Sonne" zumindest optisch nicht ganz so prominent der Erinnerung einprägen, aber die japanische Zweieinhalb-Millionen-Metropole bekommt eine neue Chance, unvergessliche Bilder ins kollektive Gedächtnis zu brennen: 2025 darf Osaka die World Expo, wie die Schau auch genannt wird, ein zweites Mal ausrichten.
Rein zahlenmäßig konnte das Handelszentrum im Land der aufgehenden Sonne auf jeden Fall schon einmal die Top Ten der Weltausstellungscharts erklimmen: Vor fünf Jahrzehnten besuchten weitaus mehr Menschen die Schau, als damals in der Bundesrepublik Deutschland lebten: 64,2 Millionen. Nur in Shanghai, 2010, wurden mit 73 Millionen noch einmal deutlich mehr Besucher gezählt.
Die Welt als wunderbarer Ort
92 Stimmen erhielt Osaka für seine Bewerbung. Das russische Jekaterinburg hatte mit 61 Stimmen das Nachsehen. Die aserbaidschanische Hauptstadt Baku war bereits zuvor aus dem Rennen gegangen. Japans Ministerpräsident Shinzo Abe hatte in einer Videobotschaft an die Delegierten, die sich zur Abstimmung in Paris versammelt hatten, für seine Metropole geworben: Als Leitmotiv stehe, "unsere Welt zu einem wunderbaren Ort zu machen".
Die letzte "große" Expo fand 2015 im italienischen Mailand statt - "groß", weil das Internationale Ausstellungsbüro (BIE) auch die kleinere "International Expo" kennt. Die Hauptvariante wird alle fünf Jahre veranstaltet und dauert stets sechs Monate. 2020 wird die Welt im arabischen Emirat Dubai zu Gast sein.
Die Teilnehmerländer bauen traditionell ihre eigenen Pavillons. Auch hiervon gingen in der Geschichte bedeutende Anstöße aus: So wirkte der deutsche Pavillon von 1929, den Ludwig Mies van der Rohe entworfen hatte, stilbildend für Generationen von Architekten.
Kunst - und Kommerz
Für die ausrichtenden Städte und Regionen ist die Ausstellung nicht nur ein künstlerisches Erlebnis, sondern auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Dabei wird indes unterschiedlich gerechnet: Während Kritiker auf Soll und Haben in der Abschlussbilanz schauen, verweisen Politiker und Lobbyisten gern auf langfristige positive Effekte.
So kündigte Reinhard Volk, Geschäftsführer der ersten Expo auf deutschem Boden, noch vor der Schau im Jahr 2000 an, das Großereignis in Hannover werde eine Wertschöpfung von 15 Milliarden D-Mark bescheren. Er versprach Zehntausende Arbeitsplätze und vier Milliarden Mark an Steuereinnahmen. Am Ende stand ein Defizit von 1,1 Milliarden Mark in der Bilanz. Die Unternehmensberatung Roland Berger errechnete aber wenigstens ein Steuerplus von knapp drei Milliarden Mark.
jj/rk (dpa, afp)