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Osama als Verkaufshit

25. Oktober 2001

Osama Bin Laden ist in jeder Hinsicht ein gesuchter Mann. Mittlerweile entpuppt er sich in Pakistan als gefragte Werbe-Ikone.

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T-shirts mit Osama Bin Laden und US-Präsident BushBild: AP

"Osama ist gut fürs Geschäft", sagt Gulam Farook. Der pakistanische Händler verkauft in Quetta an der Grenze zu Afghanistan täglich rund einhundert Hochglanz-Porträts von Osama bin Laden. Die Anhänger des mutmaßlichen Terroristen rennen ihm buchstäblich die Bude ein. Zu seinen Kunden gehören Tausende, die in der südpakistanischen Stadt fast täglich für Bin Laden und gegen die USA auf die Straße gehen. Während die USA den mutmaßlichen Drahtzieher der Terroranschläge vom 11. September mit einer groß angelegten Offensive aus seinem Versteck in Afghanistan zu bomben versuchen, wird der meistgesuchte Mann der Welt im Nachbarland immer mehr zum Helden stilisiert. Das Konterfei des bärtigen Fundamentalistenführers ziert in Pakistan Produkte aller Art, von der Schokoladentafel bis zum T-Shirt.

Ungebremste Kauflust

Bin-Laden-Plakate hängen in Quetta zu Dutzenden an Straßenverkaufsständen neben Cricket-Magazinen oder Bodybuilding-Heften. In einem Süßigkeiten-Geschäft nahe des Bahnhofs werben Bonbons und Schokolade mit dem Bildnis des islamischen Extremisten um Käufer. Die Nachfrage nach Bin-Laden-Bildern ist so groß, dass die Menschen sogar ihre Kaufgewohnheiten ändern: Auf Grund des schmalen Budgets der Käufer, sind bei Farook und anderen Händlern die Verkaufszahlen in anderen Bereichen wie bei Büchern und Zeitungen eingebrochen. Bin-Laden-Produkte sind der Renner - "ob die Kunden moslemisch geprägt sind oder nicht", sagt Farook.

Die vielen Gesichter des Osama Bin Laden

Seit die USA Bin Laden als Drahtzieher der Anschläge ausgemacht und den Krieg gegen Afghanistan begonnen haben, wird er in Pakistan von vielen Menschen regelrecht als Held verehrt. So zeigt ihn ein beliebtes Plakat säbelschwingend auf einem wilden Hengst; auf einem anderen Poster ist er in olivgrünem Kampfanzug zu sehen, und noch martialischer gibt sich Bin Laden auf einem Bild mit Sturmgewehr und Raketenwerfer. Zum regelrechten Markenzeichen anti-amerikanischer Demonstrationen wurde jedoch ein Bild, das Bin Laden als Prediger mit erhobenem Finger zeigt.

Einem Kleiderhändler auf dem Hauptmarkt von Quetta sind die T-Shirts mit dem Konterfei des bärtigen Extremisten ausgegangen. Für vier Dollar das Stück hat Sabil Jamail die weißen Hemden unters Volk gebracht. "Überall im Land" fänden die T-Shirts reißenden Absatz, ob in Karachi, Islamabad oder Lahore. "Bin-Laden-Anhänger sind sehr engagiert", sagt er.

Werbung für den Dschihad

Auch der Handel mit Produkten, die für den "heiligen Krieg" gegen die USA werben, blüht. El Bador, ein Rekrutierungsbüro für Gotteskrieger in Quetta, bringt für eine "Spende" Poster und Aufkleber mit Aufrufen zum Dschihad unters Volk. Das Geld kommt Trainingscamps für Gotteskrieger zugute. Hunderte hätten sich gemeldet, die für Bin Laden und die afghanische Taliban-Miliz in den Kampf ziehen wollten, sagt El-Bador-Vertreter Shahbaz Baloch.

Viele Menschen in Quetta teilen diese Einstellung: "Die Taliban sind islamisch, und die USA wollen statt Osama bin Laden den Islam angreifen", sagt der Ladeninhaber Abmat Unnah. Kurz darauf erhält sein Bekannter eine Kurzmitteilung per Handy. Auf dem kleinen Bildschirm erscheint das Porträt Bin Ladens mit dem Zusatz: "Sher e Islam - König des Islam".