Ostdeutsche Sportler - gesamtdeutsche Helden
Durch Mauerfall und deutsche Wiedervereinigung wurde auch der Sport der DDR und der BRD zusammengeführt. Einige DDR-Ausnahmesportler und setzten sich nach der Wende auch im vereinigten deutschen Sport durch.
Ausnahme-Leichtathletin
Heike Drechsler gewinnt bereits vor der Wende mehrere Olympia- und WM-Medaillen. Olympisches Gold gibt es aber erst 1992 in Barcelona im Weitsprung. 2000 in Sydney wiederholt Drechsler diesen Erfolg. Obwohl Anfang der 90er Jahre ihre Doping- und Stasi-Vergangenheit herauskommt, ist Heike Drechsler lange eine der populärsten Sportlerinnen - in Ost und West.
Göre und Goldfisch
1992 macht die erst 14-jährige Schwimmerin Franziska van Almsick mit einem Weltrekord über 50 Meter Freistil auf sich aufmerksam. Bei Olympia in Barcelona gewinnt "Franzi" zweimal Silber und einmal Bronze und wird anschließend zum ersten gesamtdeutschen Sportstar. Dreimal wird sie zur Sportlerin des Jahres gewählt und führt bis heute ein Leben in der Öffentlichkeit.
Gentleman-Boxer
Zum Star wird auch Boxer Henry Maske. Der ehemalige Hauptmann der DDR-Armee, 1988 mit Olympia-Gold dekoriert, wechselt 1990 ins Profilager und gewinnt drei Jahre später die WM im Halbschwergewicht. Er bleibt bis 1996 Weltmeister. Seine Kämpfe sind nationale TV-Ereignisse. Maske ist auch nach der Boxkarriere ein gefragter Promi. 2010 spielt er in einem Kinofilm sein Vorbild Max Schmeling.
Begnadeter Feuerkopf
Matthias Sammer, Ende der 80er Jahre einer der talentiertesten Fußballspieler der DDR, wechselt 1990 von Dresden nach Stuttgart und wird 1992 mit dem VfB Meister. Nach einem kurzen Gastspiel bei Inter Mailand hat Sammer seine erfolgreichste Zeit in Dortmund. Er gewinnt zweimal die Meisterschaft, dazu die Champions League und den Weltpokal. Außerdem ist er Kapitän der Europameister-Elf von 1996.
"Der Schwatte"
Genau wie Sammer kehrt auch Ulf Kirsten (r.) Dynamo Dresden 1990 den Rücken und wechselt zu Bayer Leverkusen. Der wegen seiner dunklen Haare und seines dunklen Teints "der Schwatte" (der Schwarze) genannte Kirsten wird zu einem der erfolgreichsten Torjäger der Bundesliga. In 350 Spielen trifft er 182-mal. Sein Sturmpartner ist anfangs Andreas Thom (l.), ebenfalls ein Fußballstar aus dem Osten.
Zwei bärenstarke Typen
Die Diskuswerfer Lars Riedel (l.) und Jürgen Schult treten in den Jahren nach der Wende fast nur gemeinsam auf. Schult, Olympiasieger von 1988 und seit 1986 bis heute Weltrekordhalter, kann nach 1989 nicht mehr an die großen Erfolge anknüpfen. Aber er unterstützt den sieben Jahre jüngeren Riedel bei dessen fünf Weltmeistertiteln und dem Olympiasieg 1996.
Um Reifenbreite vorn
Nach zwei Siegen bei der Friedensfahrt und dem Olympiasieg von 1988 wechselt Olaf Ludwig, der beste DDR-Radamateur, 1990 ins Profilager. Gleich im ersten Jahr gewinnt er seine erste von insgesamt drei Tour-Etappen und das Grüne Trikot des besten Sprinters. 1992 triumphiert er bei der Schlussetappe der Tour auf den Champs Elysees in Paris. Im gleichen Jahr wird er Weltcup-Gesamtsieger.
"Ete" und "Ulle"
Ludwigs Beispiel folgen mehrere Radrennfahrer, die im DDR-System ausgebildet wurden. Die beiden erfolgreichsten sind Erik Zabel (l.), der bei der Tour sechsmal in Folge das Grüne Trikot gewinnt und Jan Ullrich (r.). Ullrich gewinnt 1997 als erster Deutscher die Tour de France und wird 2000 Olympiasieger im Straßenrennen. Beide werden später als Dopingsünder enttarnt.
Überflieger
Fast fünfzehn Jahre lang hält sich Skispringer Jens Weißflog in der Weltspitze und feiert vor und nach der Wende große Erfolge. Seinem Olympiasieg von 1984 lässt er 1994 zwei weitere olympische Goldmedaillen folgen. Viermal gewinnt er die Vierschanzentournee, wird außerdem dreimal Weltmeister und feiert 33 Weltcupsiege. Damit ist Weißflog der erfolgreichste deutsche Skispringer aller Zeiten.
Schnell laufen, gut zielen
Die Erfolge dieser vier Biathleten bereiten Anfang der 90er Jahre den Boom der Sportart nach der Jahrtausendwende vor. Frank Luck, Mark Kirchner, Sven Fischer und Ricco Groß (v.l.n.r.) bilden in wechselnder Besetzung den Kern der Staffeln, die 1992, 1994 und 1998 olympisches Gold gewinnen. Außerdem holen sie mehrere WM-Titel - im Einzel und mit der Staffel.
Die Eisprinzessin
Ihren größten sportlichen Erfolg erlebt Eiskunstläuferin Katarina Witt (hier mit Trainerin Jutta Müller) noch vor der Wende: 1988 läuft sie in Calgary zum zweiten Mal nach 1984 zu olympischem Gold. Anschließend ist sie zehn Jahre lang in großen US-Eiskunstlaufshows wie "Holiday on Ice" zu sehen. Sie arbeitet als Schauspielerin und TV-Moderatorin und gründet 2005 eine Stiftung für Kinder.
Die ewige Kanutin
An sechs Olympischen Sommerspielen nimmt Birgit Fischer zwischen Moskau 1980 und Athen 2004 teil und holt jeweils immer mindestens eine Goldmedaille. 27-mal wird sie in ihrer langen Karriere Weltmeisterin. Erst 2012, im Alter von 50 Jahren, hängt sie ihr Paddel endgültig an den Nagel.