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Oxfam-Studie: Reiche werden immer reicher

15. Januar 2024

Für viele Menschen waren die vergangenen Jahre hart. Nicht jedoch für die Reichen: Allein die fünf reichsten Männer der Welt machten im Schnitt einen Gewinn von 14 Millionen US-Dollar pro Stunde.

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Kleinere Flugzeuge sind nebeneinander geparkt
Privatjets am Flughafen Cannes an der südfranzösischen Riviera (Archivbild vom April 2023) Bild: Sebastien Botella/MAXPPP/dpa/picture alliance

Die Reichen sind die großen Gewinner der Krisenjahre. Und: Die Krisen und Kriege der vergangenen Jahre haben die Schere zwischen Arm und Reich auf der Welt noch weiter auseinandergetrieben. Das geht aus einem Bericht hervor, den die internationale Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam vor dem Start des Weltwirtschaftsforums im Schweizer Ferienort Davos an diesem Montag vorlegte.

Danach haben die fünf reichsten Menschen der Welt - allesamt Männer - ihr Vermögen seit 2020 von 405 Milliarden US-Dollar (rund 369 Milliarden Euro) auf 869 Milliarden Dollar mehr als verdoppelt. Das entspreche im Durchschnitt einem Gewinn von 14 Millionen Dollar pro Stunde, heißt es in der Studie.

Alle Milliardärinnen und Milliardäre zusammen sind heute um 3,3 Billionen Dollar reicher als 2020. Ihr Vermögen ist Oxfam zufolge damit dreimal so schnell wie die Inflationsrate gewachsen.

Fast fünf Milliarden Menschen wurden ärmer

Gleichzeitig wurden fast fünf Milliarden Menschen, die ärmsten 60 Prozent der Menschheit, noch ärmer. Sie verloren seit 2020 zusammen etwa 20 Milliarden Dollar Vermögen. Bei 791 Millionen Arbeiterinnen und Arbeitern hielten die Löhne laut Oxfam nicht mit der Inflationsrate mit. Jeder von ihnen habe in zwei Jahren im Durchschnitt fast einen Monatslohn eingebüßt.

Zwei kleine Mädchen sitzen vor einem Zelt im Sand und schauen in ein Buch, vor ihnen liegt ein Rucksack
Zwei kleine Mädchen in einem Flüchtlingslager im Jemen - das Land im Süden der Arabischen Halbinsel zählt zu den ärmsten der Welt Bild: Omar Al-Qaidi/DW

Die Vorstandsvorsitzende von Oxfam Deutschland, Serap Altinisik, sieht die Gesellschaft wegen der zunehmenden sozialen Ungleichheit vor einer immer größeren Zerreißprobe. "Während Milliarden von Menschen die Schockwellen von Pandemie, Inflation und Krieg ertragen müssen, boomen die Vermögen der Milliardärinnen und Milliardäre", sagte sie. Die Ungleichheit verstärke geschlechtsspezifische und rassistische Diskriminierungen, weil marginalisierte Gruppen wie Frauen oder nicht-weiße Menschen besonders betroffen seien. "Sie untergräbt die Demokratie und trägt maßgeblich dazu bei, dass die Klimakrise sich zu einer Katastrophe ausweitet", führte Altinisik weiter aus.

Serap Altinisik
Serap Altinisik, Vorstandsvorsitzende von Oxfam DeutschlandBild: Kathrin Harms/Oxfam

Oxfam plädiert für Vermögenssteuer für Superreiche

Als Konsequenz fordert Oxfam, die Steuern für Reiche zu erhöhen. "Wir brauchen eine Besteuerung hoher Vermögen, damit auch die Superreichen ihren gerechten Beitrag zum Gemeinwohl leisten", so Altinisik.

Konkret spricht sich die Hilfsorganisation dafür aus, zwei Prozent Steuern auf Vermögen von mehr als fünf Millionen US-Dollar zu erheben. Vermögen von mehr als 50 Millionen Dollar sollten mit drei Prozent und Vermögen in Höhe von mehr als einer Milliarde Dollar sollten mit fünf Prozent besteuert werden.

Fünf Deutsche vermehrten ihr Vermögen auf 155 Milliarden US-Dollar

Allein in Deutschland könnten durch die Steuer - so Oxfam-Schätzungen - 93,6 Milliarden US-Dollar pro Jahr generiert werden. In der Bundesrepublik müssten nur etwas mehr als 200.000 Menschen eine solche Abgabe entrichten, heißt es. Das seien gerade einmal 0,24 Prozent der Bevölkerung. Ende 2022 lebten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 84,4 Millionen Menschen in Deutschland. Das Gesamtvermögen der fünf reichsten Deutschen wuchs laut Oxfam seit 2020 inflationsbereinigt um fast 74 Prozent von etwa 89 auf rund 155 Milliarden US-Dollar.

Weltweit könnte eine Vermögensteuer für Millionäre und Milliardäre laut Oxfam jedes Jahr 2,5 Billionen Dollar einbringen. Die dadurch eingenommenen Gelder sollten nach dem Willen der Hilfsorganisation in den Klimaschutz, den Ausbau von Bildung, die Gesundheitsversorgung und soziale Absicherung investiert werden.

Zwei Frauen mit einem Kleinkind an einem Zelt, das aus zusammengehefteten Tüchern besteht
Auch im ostafrikanischen Somalia führt der Klimawandel immer wieder zu Dürren und Hungersnöten Bild: Feisal Omar/REUTERS

Oxfam beruft sich in seiner Analyse vornehmlich auf Daten der Schweizer Großbank Credit Suisse, auf Vermögensschätzungen des US-Magazins "Forbes" sowie auf Zahlen der Weltbank und des Statistischen Amts der Europäischen Union, Eurostat.

se/sti (dpa, kna, afp, rtr, ap)