Paket an Staatskanzlei war nicht explosiv
4. Dezember 2017Das Paket war an Thüringens Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) adressiert gewesen. Mitarbeitern der Staatskanzlei war die DHL-Sendung verdächtig vorgekommen, weil sie keinen Absender trug. Die Polizei stellte das Paket sicher.
Angst vor Wurfgranate
Nach Angaben von Ramelow hatte die Polizei zunächst von einer möglichen Wurfgranate in der Sendung gesprochen. Bei der Öffnung durch Spezialisten entpuppte sich der Inhalt laut Staatsanwaltschaft jedoch als eine Reihe von zusammengerollten Katalogen. Ramelow hatte davor gewarnt, eine Parallele zu dem Fund einer Paketbombe in Potsdam und einer möglichen Erpressung des Paketdienstes DHL zu ziehen. "Das ist pure Spekulation", sagte er nach dem Fund in der Staatskanzlei.
Im brandenburgischen Potsdam war am Freitag ein Paket mit einem Sprengsatz in einer Apotheke in der Innenstadt entdeckt worden. Die Apotheke befindet sich in direkter Nähe zum Potsdamer Weihnachtsmarkt. Experten der Bundespolizei konnten die Paketsendung unschädlich machen.
Auf der Jagd nach dem Absender prüft die Polizei erste Hinweise aus der Bevölkerung. Nach dem Zeugenaufruf seien einige Hinweise eingegangen, sagte die Sprecherin der Polizei Brandenburg, Stefanie Klaus. Die Sonderkommission sei inzwischen auf über 50 Beamte verdoppelt worden.
Experten bemühten sich weiter, das bei der Entschärfung zerstörte Paket wieder zusammenzusetzen. "Sie schauen, was sie noch an Spurenmaterial finden können", erklärte die Sprecherin. Zuvor hatten die Ermittler aus dem Päckchen einen zerfetzten Zettel mit einem QR-Code wiederhergestellt, der ein Erpresserschreiben enthielt. Der oder die Täter verlangen darin eine Millionen-Summe vom Paketdienst DHL, sonst könne es weitere Paketbomben geben.
Die Polizei rief die Bevölkerung erneut zur Wachsamkeit auf. Wer ein verdächtiges Paket erhalte, solle es keinesfalls öffnen, sagte die Sprecherin. Die Ermittler raten dazu, auf schlecht leserliche Adressen, Rechtschreibfehler, Flecken, Verfärbungen und herausragende Drähte zu achten und sich im Zweifel an die Polizei zu wenden.
Bis zu acht Milionen Pakete täglich
Der DHL-Mutterkonzern Deutsche Post empfahl den Kunden, nur Pakete von Absendern anzunehmen, die bekannt seien oder bei denen man Bestellungen aufgegeben habe. Im Jahresdurchschnitt transportiere die Post täglich rund vier Millionen Pakete, derzeit seien es teilweise über sieben Millionen. Zum Höhepunkt des Weihnachtsgeschäfts werde sogar mit über acht Millionen gerechnet. "Es ist daher unmöglich, jede einzelne Sendung zu überprüfen", sagte ein Sprecher.
Der konkurrierende Paketdienst Hermes überprüft nach eigenen Angaben wegen des Potsdamer Falles seine Sicherheitsvorkehrungen. Maßnahmen wie am Flughafen, also ein Durchleuchten der Pakete, seien aber schon wegen der Menge der Pakete schwer vorstellbar, sagte Hermes-Sprecher Ingo Bertram. Derzeit transportiere das Unternehmen täglich rund 2,3 Millionen Lieferungen. Die Bediensteten seien aber dafür sensibilisiert, bei verdächtigen Paketen umgehend Alarm zu schlagen.
haz/cr (dpa, rtr)