1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
PolitikPakistan

Pakistan: Gehen mehr Land-Frauen zur Wahl als Städterinnen?

Mudaser Kazi
28. Januar 2024

In Pakistan stehen im Februar Parlamentswahlen an. An der letzten Wahl beteiligten sich in einigen abgelegenen Gebieten sogar mehr Frauen als Männer und überstiegen damit deutlich die Wahlbeteiligung in den Großstädten.

https://p.dw.com/p/4bNHv
DW | Eco India Sendung
Bild: DW

Am 8. Februar wird in Pakistan ein neues Parlament gewählt. Von den 127 Millionen registrierten Wählern des Landes sind 58,5 Millionen Frauen. Auffällig ist, dass Frauen sich seltener registrieren lassen, und selbst in Großstädten wie Lahore, Islamabad oder Karachi ist die Wahlbeteiligung von Frauen im Vergleich zu den Männern geringer.

"Ich habe bei den letzten vier Parlamentswahlen nie gewählt und bin immer noch nicht daran interessiert, meine Stimme abzugeben", sagte die in Karatschi ansässige Universitätsabsolventin Saadia Qamar über die für den 8. Februar geplante Wahl. Qamar ist eine ehemalige Diplomatin und Schriftstellerin. Sie sagte, sie sei desillusioniert wegen der Realität der pakistanischen Politik, die sich von ihrer liberalen Weltanschauung unterscheide.

Wählerinnen in ländlichen Gebieten 

Allgemein gilt es als gesichert, dass Alphabetisierung und ein höherer Lebensstandard dazu beitragen, Frauen zu motivieren, eine größere Rolle im politischen Leben des Landes zu übernehmen. In Pakistan scheint aber das Gegenteil der Fall zu zu sein..

Bei den Parlamentswahlen 2018 lagen die fünf Wahlkreise mit der höchsten weiblichen Wahlbeteiligung allesamt in abgelegenen ländlichen Gebieten.

Transgender in Pakistan: Harter Kampf um Gleichberechtigung

Die durchschnittliche Wahlbeteiligung lag 2018 bei knapp über 51,7 %, während bei den weiblichen Wahlberechtigten nur knapp 46,7 % zu den Urnen gingen. In den beiden Wahlkreisen der Wüstenregion Tharparkar hingegen war die Wahlbeteiligung der Frauen weitaus beeindruckender und lag bei über 71 %.

In beiden Wahlkreisen war die Wahlbeteiligung bei den Männern geringer, mit 65,4 % im ersten und rund 70,5 % im zweiten. Tharparkar liegt in der pakistanischen Provinz Sindh and der Grenze zu Indien. Die Region hat einem hohen hinduistischen Bevölkerungsanteil in dem mehrheitlich muslimischen Pakistan.

Sie gilt als unterentwickelt, selbst wenn es um notwendige Infrastrukturen wie Trinkwasserversorgung, Strom, Schulen, Gesundheitssystem und Straßennetz geht. Das Gebiet ist jedoch reich an Kohlevorkommen und die Regierung hat Schritte unternommen, um die Ressourcen abzubauen.

Wahlen als Hoffnung auf besseren Lebensunterhalt 

Die in Tharparkar lebende Aktivistin Pushpa Kumari sagte der DW, dass wirtschaftliche Probleme eine Rolle bei der Motivation weiblicher Wähler spielen. "Die Frauen dieser abgelegenen Region Thar sind im Vergleich zu den Frauen aus den Städten wirtschaftlich nicht privilegiert. Alle fünf Jahre hegen sie die Hoffnung, durch die Teilnahme am politischen System zumindest geringfügige Veränderungen in ihrem Leben herbeizuführen", sagte sie.

Die 49-Jährige fügte hinzu, dass die Abstimmung in dieser Region eher darauf basiere, ganze Gemeinschaften zu gewinnen, was es politischen Kandidaten erleichtere, Stimmen aus dem gesamten Dorf zu bündeln. "Es gibt auch einige Frauen, die ihre Stimmen für Kandidaten gegen Grundbedürfnisse wie Lebensmittel, ein oder zwei Tüten Mehl oder die Garantie eines öffentlichen Arbeitsplatzes eintauschen", räumt Kumari ein.

Energieautark durch Solarkraft

Laut Kumari freuen sich Frauen bereits auf die bevorstehenden Parlamentswahlen im Februar, da sie keine andere Wahl haben, sich zu engagieren und ihren Lebensunterhalt zu verbessern. Neben den beiden Tharparkar-Wahlkreisen in der Provinz Sindh liegen die verbleibenden drei Gebiete mit der höchsten Wahlbeteiligung von Frauen in ländlichen, abgelegenen Teilen von Punjab.

Den Politikern steht noch mehr Arbeit bevor

Taj Haider, ein hochrangiger Politiker der Mitte-Links-Pakistanischen Volkspartei (PPP: Pakistan People's Party), betonte, dass Frauen in abgelegenen Gebieten ein stärkeres politisches Bewusstsein entwickelt haben und über mehr Verhandlungsmöglichkeiten verfügen. "Das Interesse der Frauen aus den ländlichen Gebieten am Wahlsystem in Pakistan ist beispiellos", sagte er.

Treibende Faktoren für die politische Mobilisierung seien laut Haider eher Armut und der Wunsch nach Verbesserung in der Bildung oder ein höherer sozialer Status. Haider betonte, dass die etablierten politischen Parteien Pakistans ihren Fokus auf Kernthemen legen, die für Frauen auf dem Land von Bedeutung sind.

Hierzu gehört die Verbesserung der Sozialversicherungsprogramme und des Gesundheitssystems des Landes. Dennoch betonte er, dass in ländlichen und unterentwickelten Gebieten noch erhebliche Anstrengungen erforderlich sind, um das Leben der von Armut betroffenen Frauen nachhaltig zu verbessern.

Aus dem Englischen adaptiert von Shabnam von Hein.