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Pakistanischer Minister ermuntert Kopfgeld-Jäger

23. September 2012

Der Ärger um das aus den USA stammende islamfeindliche Video nimmt kein Ende. In Pakistan hat ein Minister nun ein Kopfgeld auf den Produzenten des Videos ausgesetzt: 100.000 Dollar für den, der den Filmemacher tötet.

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Verbrennung einer US-Flagge in Pakistan (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: AFP/Getty Images

Wie die pakistanische Zeitung "Dawn" berichtete, versprach Eisenbahnminister Ghulam Ahmad Bilour demjenigen das Geld, der den Verantwortlichen für die Gotteslästerung umbringt. Gleichzeitig rief er die Taliban und die Terror-Organisation Al-Kaida auf, ihn zu unterstützen. Ihm sei klar, dass es eine Straftat sei, Menschen zum Mord aufzurufen, räumte der Minister ein. Es gebe aber keinen anderen Weg, "Gotteslästerern" Furcht einzuflößen.

Nur die persönliche Meinung?

Ein pakistanischer Regierungssprecher und ein Vertreter von Bilours Partei ANP distanzierten sich von den Äußerungen. Der Minister habe seine persönliche Meinung geäußert, sagten sie der britischen BBC. In Pakistan waren bei Massenprotesten gegen die Beleidigung des Propheten nach dem Freitagsgebet laut Zeitungsberichten mindestens 23 Menschen getötet worden. Produzent des Schmähvideos, in dem der Prophet Mohammed verunglimpft wird, soll ein in den USA lebender koptischer Christ und Islamhasser sein. Seit eineinhalb Wochen gibt es in vielen islamischen Ländern wegen des Videos teils gewaltsame, antiwestliche Demonstrationen.

Proteste in Pakistan (Foto: picture-alliance/dpa)
Der Protest vom vergangenen Freitag in PakistanBild: picture-alliance/dpa

Unterdessen haben islamistische Gruppen in Bangladesch mit einem Generalstreik gegen den islamfeindlichen Schmähfilm protestiert. Schulen und Geschäfte blieben geschlossen, der öffentliche Nahverkehr kam zum Erliegen. Tausende Sicherheitskräfte patrouillierten in der Hauptstadt Dhaka. Auch in Kano. der zweitgrößten Stadt Kenias, gingen Zehntausende Menschen gegen den Videofilm auf die Straße. Nach Berichten der "Daily Times" skandierten sie: "Tod Amerika, Tod Israel, Tod den Feinden des Islam". Proteste gab es ferner in Zaria im Bundesstaat Kaduna.

"Zur Freiheit gehört Verantwortung"

Angesichts der Angriffe - auch mit Feuer - auf die deutsche Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum vor gut einer Woche ermahnte Bundesaußenminister Guido Westerwelle die muslimischen Länder, die deutschen Einrichtungen im Ausland zu schützen. Die Regierungen der Gastgeberländer hätten dazu die unbedingte Verpflichtung, sagte er der Zeitung "Welt am Sonntag". Wo dies nicht geschehe, "werde es nicht ohne Konsequenzen bleiben". Zugleich wandte Westerwelle sich gegen die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in europäischen Satirezeitschriften. Zur Freiheit gehöre immer auch Verantwortung, erklärte der FDP-Politiker.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) sprach sich gegen eine Verschärfung des Strafrechts aus. Die Freiheit sei in Deutschland sehr weitgehend, sagte er dem Deutschlandfunk. Er sei dagegen, "bei jeder konkreten Situation" mit Strafrechtsverschärfungen und mit Gesetzesänderungen zu antworten. Nötig sei vielmehr eine breite gesellschaftliche Diskussion über den Schutz religiöser Gefühle - auch im Zusammenhang mit Vorfällen, bei denen sich Christen beleidigt fühlten.

ml/gd/hp (dapd, dpa, afp, rtr)