Panikrocker mit eigener Stadt
Panikrocker, Friedensaktivist, Versöhner: Udo Lindenberg war auf dem Zenit, stürzte tief und kam zurück wie "Phönix aus der Flasche". Stationen aus dem Udo-Leben anlässlich der Eröffnung seiner Erlebniswelt Panik City.
Zuhause mit der eigenen Stadt
An keinem anderen Ort der Welt wäre die Panik City denkbar gewesen: Seit Jahrzehnten wohnt der Musiker in Hamburg im Hotel Atlantic, der Reeperbahn machte er im gleichnamigen Lied eine Liebeserklärung. Die "Udo Lindenberg Experience" soll das künstlerische Schaffen mit der Historie der "Bunten Republik Deutschland" verbinden.
Zweitakter aus Überzeugung
Wer braucht eine Luxuslimousine, wenn ein stinkender Zweitakter viel symbolträchtiger ist: Für manche Beobachter mag Lindenberg jahrelang nur diffuses Zeug geredet haben, doch war er stets überzeugt, dass die Wiedervereinigung des geteilten Deutschlands nur eine Frage der Zeit sein würde. Bereits während der Teilung hatte er keine Berührungsängste mit der DDR...
Sein Auftritt in der DDR
... schon 1975 träumte er in seinem Song "Rock 'n' Roll Arena in Jena" davon, hier ein Konzert zu spielen. 1983 war es dann so weit: Im Palast der Republik nahm Lindenberg an einem Friedenskonzert aus Protest gegen den NATO-Doppelbeschluss teil, die Zusage knüpfte er an die Bedingung, eine Tour durch die DDR veranstalten zu dürfen. Trotzdem blieb es dort bis zur Wende sein einziger Auftritt.
Mit Honecker per Du - im Lied
Udo winkt 2015 aus einer Berliner U-Bahn, die nach Pankow fährt - 22 Jahre nach der Veröffentlichung seines Liedes "Sonderzug nach Pankow". Darin wandte sich der Sänger direkt an den DDR-Generalsekretär Erich Honecker, bezeichnete ihn als "Oberindianer", der auf dem Klo heimlich Westradio höre. Was die Genossen als Verhöhnung empfanden, war ein seriöses Angebot: "Ich hab'n Fläschchen Cognac mit."
In die Krise
Im Westen war Lindenberg seit den 1970er Jahren ein Star, doch ausgerechnet nach der Wende trieb ihn der durch Alkohol am Körper betriebene Raubbau in eine Krise. Die Qualität seiner Texte wurde dadurch nicht besser, die Platten verkauften sich schlecht und das zum Markenzeichen gewordene Outfit mit Hut und Sonnenbrille taugte nur noch zur Karikatur.
Nicht nur mit Worten erfolgreich
In jener Zeit entdeckte Lindenberg das Malen für sich - und wurde auch damit erfolgreich. Zahlreiche Ausstellungen, zwei von ihm gestaltete Sonder-Briefmarken sowie eine designte Weihnachtskarte für UNICEF zeugen von der Nachfrage an seinen Bildern. Einige sollen sogar im Bundeskanzleramt hängen.
Unvergleichliches Comeback
Viele Künstler haben sich aus Schaffens- und Existenzkrisen nicht mehr erholt, und Udo Lindenberg sagte später in Interviews, dass seine schwere Zeit auch anders hätte enden können. Stattdessen legte der Panikrocker ein Comeback hin, wie es selten zu sehen ist: 2008 stieg Lindenbergs Album "Stark wie Zwei" auf Platz eins der Albumcharts ein.
Mit ein bisschen Hilfe von Freunden
Dazu trugen Künstler wie Jan Delay bei, die Lindenberg als Idol und Poet bezeichneten und ihm vermutlich den Weg in die musikalische Moderne aufzeigten. Es begann ein jahrelanger Siegeszug mit mehreren Stadientourneen, ohne dass dafür ein neues Album nötig geworden wäre. Erst 2016 legte Lindenberg mit "Stärker als die Zeit" nach: "Zwanzig Jahre Suff und weg, dann war er ready für sein Comeback."
Die Geschichte einer Liebe
Im Januar 2011 feierte das Musical "Hinterm Horizont" in Berlin Premiere, wo es über fünf Jahre lief. Es beruht auf einer wahren Begebenheit und erzählt, wie sich Udo beim Konzert im Palast der Republik in eine Aktivistin des kommunistischen Jugendverbandes FDJ verliebt. Zwei Millionen Zuschauer besuchten die Aufführungen, ehe das Interesse nachließ und das Stück ein Jahr in Hamburg gezeigt wurde.