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Papst Benedikt XVI. reist in den Nahen Osten

8. Mai 2009

Der Papst besucht in den nächsten Tagen Jordanien, Israel und die Palästinensergebiete. Die Reise ist zwar offiziell eine Pilgerreise, doch die Politik spielt mit.

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Papst erteilt Ostersegen (Foto: AP)
Auf heikler Mission: Papst Benedikt XVI.Bild: AP

Als "Pilger des Friedens" hat Papst Benedikt XVI. am Freitag (08.05.2009) seine zwölfte und bislang wichtigste Auslandsreise begonnen. Die Visite unter dem Motto "Pilgerfahrt durch das Heilige Land - eine Brücke für den Frieden" führt ihn nach Jordanien, Israel und in die palästinensischen Autonomiegebiete. Erstes Ziel ist die jordanische Hauptstadt Amman, wo er mit König Abdullah II. und dessen Frau Rania zusammentreffen wird. Gastgeber in Israel sind ab Präsident Schimon Peres und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Auf dem Programm steht zudem eine Unterredung mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas im Westjordanland. Das Oberhaupt der katholischen Kirche will vor allem heilige Stätten besuchen und den Christen in der Region Mut machen. Die einwöchige Reise gilt als heikel, denn seit Antritt seines Pontifikats hat Josef Ratzinger mehrere Irritationen erzeugt.

Reise auf schwierigem Terrain

Avigdor Lieberman (Foto: dpa)
Israels Außenminister Avigdor Lieberman begrüßt die Papst-VisiteBild: picture-alliance/ dpa

Israels Außenminister Avigdor Lieberman betonte zwar während seines Besuchs in Italien Anfang dieser Woche die große Bedeutung der Papstreise für sein Land. Sie sei wichtig für den Dialog zwischen Christentum und Judentum, sagte Lieberman laut italienischen Presseberichten. Auch könne er das Verhältnis von Judentum und Islam verbessern. Was genau er damit meinte, ließ Lieberman im Unklaren. Der Vatikan tritt nachdrücklich für den Friedensprozess zwischen Israel und den Palästinensern sowie die Zwei-Staaten-Lösung ein - beides Positionen, in denen die jetzige israelische Regierung andere politische Akzente setzt als die vorige.

Getrübt wird das Bild des deutschen Papstes unter anderem durch theologische Entscheidungen. So werden in Israel die Bestrebungen der katholischen Kurie zur Heiligsprechung von Papst Pius XII. mit Argwohn betrachtet, weil dessen Rolle im Zweiten Weltkrieg nicht endgültig geklärt ist. Für Verstimmung sorgte auch Benedikts Entscheidung über eine Wiederzulassung der lateinischen Liturgie, verbunden mit der Änderung der Karfreitags-Fürbitte, in der jetzt wieder für die Erleuchtung der Juden gebetet wird. Orthodoxe Juden sehen darin einen Aufruf zur Mission des Judentums.

Verstimmung über Aufhebung der Exkommunikation

Holocaust Leugner Richard Williamson (Foto: AP)
Holocaust-Leugner Richard Williamson bei seiner Rückkehr nach GroßbritannienBild: AP

Für Empörung sorgte zu Beginn dieses Jahres zudem die Wiederaufnahme von vier abtrünnigen Bischöfen der erzkonservativen Pius-Bruderschaft in die katholische Kirche, darunter der Holocaust-Leugner Richard Williamson.

Auch bei den Christen in den Palästinensergebieten ist der Besuch des Kirchenoberhauptes nicht unumstritten. Die Reise biete Israel vor allem die Möglichkeit, sein Ansehen in der Welt nach dem Gaza-Krieg zu verbessern, sagte der Präsident der Nationalen Christlichen Koalition in den Palästinensergebieten, Dimitri Diliani. Außerdem nehme sich der Papst nicht gleich viel Zeit für Besuche in Israel und den Palästinensergebieten. Seine Organisation ermuntere daher die Christen der Region, an keiner der Veranstaltungen des Papstes teilzunehmen.

Und auch das Verhältnis zu den Muslimen ist seit Benedikts Regensburger Rede vom September 2006 getrübt. Darin verwendete er ein Zitat des byzantinischen Kaisers Manuel II. aus dem 14. Jahrhundert, nach dem der Prophet Mohammed "nur Schlechtes und Inhumanes" gebracht habe. Viele der Muslime warten noch immer auf eine Entschuldigung des Papstes.

Friedensmission

Benedikt XVI. erklärte, er wolle mit der Reise ein Zeichen der Aussöhnung setzen und als "Pilger des Friedens" in das Heilige Land kommen. So führt ihn der Besuch auch an einige der wichtigsten Stätten für Christen, Juden und Muslime. Das Kirchenoberhaupt wird den Berg Nebo aufsuchen, von dem aus Moses das gelobte Land sah, den Geburtsort Jesu in Bethlehem, die Stelle seiner Taufe, die Geburts- und Grabeskirche aber auch die Klagemauer und den muslimischen Felsendom in Jerusalem. Auch ein Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vaschem und in einem palästinensischen Flüchtlingslager sind eingeplant. Öffentliche Messen sollen in Amman, im Josefa-Tal am Fuß des Ölbergs, vor der Geburtskirche in Bethlehem und in Nazareth stattfinden.

Klagemauer und Felsendom in Jerusalem (Foto: dpa)
Klagemauer und Felsendom in JerusalemBild: picture-alliance / ZB

Benedikt XVI. ist der dritte Papst, der seit der Gründung des Staates Israel in das Heilige Land reist. Die Visite von Papst Paul VI. leitete 1964 eine Annäherung zwischen dem Vatikan und Israel ein. Papst Johannes Paul II. trug im Jahr 2000 mit seinem Besuch in Yad Vaschem und an der Klagemauer, wo er Gott um Verzeihung für das Leid der Juden bat, viel zur Versöhnung zwischen den Religionen bei. (gmf/gri/uh/kna/epd/dpa/afp/ap/rtr)

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