Papst betet für Opfer von Fährunglück
15. August 2014Knapp 50.000 Menschen strömten zum WM-Stadion in der rund 140 Kilometer von Seoul entfernten Stadt Taejon, um mit Papst Franziskus die Messe am katholischen Feiertag "Mariä Himmelfahrt" zu feiern. Mit "Viva Papa"-Rufen ("Lang lebe der Papst!") wurde der Argentinier bereits bei der Ankunft mit einem offenen Fahrzeug vor den Toren des Stadions von wartenden Gläubigen und Schaulustigen frenetisch begrüßt. Immer wieder wurden ihm außerhalb und innerhalb der Arena Kleinkinder hingehalten, um sie zu segnen. Die Messfeier wurde vor dem Stadion auf großen Leinwänden übertragen.
Kritik an "unmenschlichen Wirtschaftsmodellen"
Franziskus rief die Christen Koreas auf, sich gegen "unmenschliche Wirtschaftsmodelle" zu stellen und den "Geist des uneingeschränkten Wettbewerbs" zu bekämpfen. Sie müssten der Verlockung eines Materialismus widerstehen und "eine großherzige Kraft für die geistige Erneuerung in allen Gesellschaftsschichten" sein, sagte er bei der Messe. In äußerlich wohlhabenden Gesellschaften scheine der Geist der Hoffnungslosigkeit oft "wie ein Krebs zu wuchern", beklagte Franziskus. Vor allem Jugendliche litten unter innerer Traurigkeit und Leere. Als Gegenmittel empfahl er die christliche Hoffnung auf das Reich Gottes. Zugleich rief Franziskus zum Schutz des menschlichen Lebens auf. Christen müssten die "Kultur des Todes" verwerfen.
Treffen mit Betroffenen der "Sewol"-Katastrophe
Vor dem Gottesdienst hatte der 77-Jährige Überlebende und Angehörige von Opfern des schweren Fährunglücks im April empfangen. Diese überreichten ihm Briefe, in denen eine umfassende und transparente Untersuchung der Tragödie gefordert wird. Beim Untergang der "Sewol" waren 300 Menschen getötet worden. "Ich bin Protestant, aber ich glaube, dass der Papstbesuch hilft, die Wunden des 'Sewol'-Unglücks zu heilen", sagte einer der Angehörigen, Kim Hyeong-Ki. Franziskus betete öffentlich für die Betroffenen des Unglücks. Dabei sprach er von einer "großen nationalen Katastrophe".
Erster Asienbesuch
Franziskus war am Donnerstag zu einem fünftägigen Besuch in Südkorea eingetroffen. Überschattet wurde seine Ankunft von nordkoreanischen Raketentests. Der Papst will seine Visite auch dazu nutzen, um für eine Versöhnung zwischen Nord- und Südkorea zu werben. Für das Oberhaupt der katholischen Kirche ist es die erste Asienreise überhaupt. Offizieller Anlass sind die Jugendtage der asiatischen Katholiken. Am Samstag will Papst Franziskus 124 südkoreanische Katholiken seligsprechen, die im 18. und 19. Jahrhundert wegen ihres Glaubens getötet wurden. Bis zu eine Million Besucher werden zu der Freiluftmesse in Seoul erwartet.
cr/re (dpa, kna)