Papst Franziskus: "Kein Extremismus, mehr Umweltschutz"
5. September 2024Papst Franziskus ist in die Diaspora gereist: Seit Dienstag ist das katholische Kirchenoberhaupt in Indonesien, dem Land mit der weltweit größten muslimischen Bevölkerung. Ein Besuch in Asiens größter Moschee an diesem Donnerstag, der Istiqlal-Moschee in Jakarta, ist mehr als ein Pflichtprogramm.
Von dem muslimischen Gotteshaus führt ein Tunnel unter einer vierspurigen Straße direkt zur katholischen Kathedrale der Zehn-Millionenmetropole. Die Istiqlal-Moschee, die Platz für 125.000 Gläubige bietet, ist somit vielleicht der perfekte Ort, um mit Vertretern der sechs in Indonesien offiziell anerkannten Glaubensrichtungen zusammenzukommen.
Dort lobte der Papst den Einsatz Indonesiens für ein harmonisches Zusammenleben der Religionen. Ein "vielsagendes Zeichen" dafür sei dieser unterirdische "Tunnel der Freundschaft", der die riesige Istiqlal-Moschee und die deutlich kleinere Mariä-Himmelfahrts-Kathedrale verbindet, sagte Franziskus bei dem interreligiösen Treffen. Der 87-Jährige warnte davor, "Verlockungen des Fundamentalismus und der Gewalt" zu erliegen. Gastgeber Nasaruddin Umar, hochrangiger islamischer Geistlicher und Jakartas Großimam, rief ebenfalls zu religiöser Toleranz auf.
Gemeinsame Erklärung aller Religionsvertreter
Doch es blieb nicht bei salbungsvollen Worten: In einem gemeinsamen Papier mit den anderen Religionsführern fordern Papst und Großimam ein entschiedenes Handeln gegen Gewalt und Umweltzerstörung. Die Welt stehe vor zwei schweren Krisen: Entmenschlichung und Klimawandel, heißt es in der "Erklärung zur Förderung religiöser Harmonie zum Wohle der Menschheit", die von Franziskus und Nasaruddin Umar unterzeichnet wurde und auch von den hinduistischen, buddhistischen und konfuzianistischen Vertretern unterstützt wird.
Besorgniserregend sei, dass weltweit bei gewaltsamen Konflikten häufig die Religion instrumentalisiert werde, heißt es in dem Papier. Besondere Frauen, Kinder und Ältere hätten darunter zu leiden. Stattdessen solle Religion die Würde jedes Menschen fördern und schützen, so der Appell.
Umweltkrise als Hindernis für das Zusammenleben
Die "Ausbeutung der Schöpfung" durch den Menschen habe zum Klimawandel mit Folgen wie Naturkatastrophen, globaler Erwärmung und unvorhersehbaren Wetterereignissen beigetragen, mahnen die Religionsvertreter. Die Umweltkrise sei zum Hindernis für das harmonische Zusammenleben der Völker geworden.
Zugleich wird in der "Gemeinsamen Erklärung von Istiqlal 2024" eine "Kultur des Respekts, der Würde, des Mitgefühls, der Versöhnung und der Solidarität" gefordert, um Entmenschlichung wie auch Umweltzerstörung zu überwinden. Bei all dem sollten gerade die religiösen Führer zusammenarbeiten, gemeinsam Ursachen der Krisen erkennen und Gegenmaßnahmen ergreifen.
Appell an "alle Menschen guten Willens"
Der interreligiöse Dialog sollte als wirksames Instrument zur Lösung lokaler, regionaler und internationaler Konflikte anerkannt werden, "insbesondere solcher, die durch den Missbrauch der Religion ausgelöst werden", appellieren die Religionsvertreter. Sie riefen in Jakarta zudem "alle Menschen guten Willens" dazu auf, sich entschlossen für den Schutz der Natur und ihrer Ressourcen einzusetzen. "Denn wir haben sie von vergangenen Generationen geerbt und hoffen, sie an unsere Kinder und Enkelkinder weiterzugeben", schließt die Erklärung.
Papst Franziskus hält sich im Rahmen seiner 45. Auslandsreise seit Dienstag in Indonesien auf. Am Freitag reist er weiter nach Papua-Neuguinea. Bis 13. September folgen Osttimor und Singapur.
AR/se (kna, afp, dpa)