Papst wiederholt Völkermord-Aussage
24. Juni 2016Papst Franziskus hat zum Auftakt seiner Armenien-Reise für den Dialog zwischen den christlichen Kirchen geworben. Die von Spaltungen und Konflikten gezeichnete Welt erwarte von den Christen gegenseitige Achtung und brüderlicher Zusammenarbeit, sagte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. In der katholischen Kathedrale der armenischen Hauptstadt Eriwan betete Franziskus gemeinsam mit dem Oberhaupt der armenisch-apostolischen Kirche, Katholikos Karekin II.
Armenien hatte im Jahr 301 n. Chr. als erster Staat weltweit das Christentum zur Staatsreligion erklärt. 90 Prozent der Bevölkerung gehören der armenisch-apostolischen Kirche an, weniger als zehn Prozent sind Katholiken.
Zum Besuchsprogramm des Papstes zählt am Samstag ein Gebet an der Gedenkstätte Zizernakaberd in der Hauptstadt Eriwan. Das Denkmal ist den Opfern der Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich gewidmet. Abweichend von seinem Redemanuskript stufte der Papst bei einem Treffen mit Präsident Sersch Sargsjan die Taten nun erneut als "Völkermord" ein, wie er es bereits im April 2015 getan hatte. Die Türkei hatte daraufhin ihren Botschafter kurzzeitig aus dem Vatikan abberufen. Nach armenischen Angaben starben bei den Massakern im damaligen Osmanischen Reich zwischen 1915 und 1917 rund 1,5 Millionen Armenier. Franziskus sagte in Eriwan: Er hoffe, dass die Menschheit aus diesen tragischen Erfahrungen Lehren ziehen könne. Er verneige sich vor dem armenischen Volk.
Bewunderung und Schmerz
In einer vorab veröffentlichten Videobotschaft an die Armenier hatte der Papst den Begriff Völkermord hingegen nicht mehr wiederholt. Er komme in das Land, weil die "Ereignisse" in der Geschichte des armenischen Volks bei ihm "Bewunderung und Schmerz" auslösten, erklärteFranziskus.
Nach armenischer Zählung haben bereits 27 Länder das Massaker als Genozid bezeichnet, darunter neben den USA, dem Vatikan und Frankreich zuletzt auch Deutschland. Die Türkei reagierte scharf auf die Resolution des Bundestags vom 2. Juni. Sie selbst spricht von einem Bürgerkrieg mit Opfern auf beiden Seiten.
ago/ust/ml (kna, afp, dpa)