Papst will Flüchtlinge auf Lesbos besuchen
7. April 2016Am Mittwoch hatte das Leitungsgremium der griechisch-orthodoxen Kirche bekanntgegeben, der Vatikan habe an die orthodoxe Bischofskonferenz den Wunsch nach einem Papstbesuch auf Lesbos gerichtet und das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, dazu eingeladen.
Die erste Reise seines Pontifikats hatte Franziskus im Juli 2013 auf die Flüchtlingsinsel Lampedusa unternommen. Der Besuch, bei dem er eindringlich an die Aufnahmebereitschaft der reichen Länder appellierte, war international stark beachtet worden.
Die Regierung in Athen begrüßte die angekündigte Papstreise. Damit zeigten die beiden Kirchenführer ihre Anerkennung für die Bemühungen Griechenlands um ein humanes und effizientes Management der Flüchtlingskrise, hieß es aus dem Büro von Ministerpräsident Alexis Tsipras.
Bereits in der Vergangenheit hätten sowohl der Papst als auch das Oberhaupt der Orthodoxie sich gegen eine "fremdenfeindliche und unmenschliche Politik der geschlossenen Grenzen" gewandt. Ausdrücklich habe Franziskus in seiner Osterbotschaft diejenigen verurteilt, die Flüchtlingen ihre Hilfe verweigerten. Die Regierung betrachte den Papst und den Patriarch als "wertvolle Unterstützer und Freunde im Kampf um Erleichterung für die Flüchtlinge".
Deutsche Asylexperten nehmen Arbeit auf Lesbos auf
In Griechenland haben inzwischen deutsche Asylexperten ihre Unterstützungsarbeit zur Umsetzung des EU-Türkei-Paktes aufgenommen. Sieben Mitarbeiter des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge seien auf der Insel Lesbos im Einsatz, sagte der Aufbauleiter der Behörde, Heiko Werner. Sie helfen dort als Teil eines 30-köpfigen Teams aus mehreren EU-Staaten bei der Bearbeitung von Asylanträgen.
Wenn das Pilotprojekt auf Lesbos erfolgreich verlaufe, sollen auch auf den anderen vier griechischen Inseln mit Camps für neu ankommende Flüchtlinge Asylexperten aus Deutschland und anderen EU-Mitgliedsländern eingesetzt werden.
Hungerstreik auf Lesbos
Aus Protest gegen ihre drohende Abschiebung in die Türkei sind 70 pakistanische Flüchtlinge auf der griechischen Insel Lesbos in einen Hungerstreik getreten. Die Pakistaner in Moria und in einem Lager auf der südlicher gelegenen Insel Samos protestieren seit drei Tagen gegen ihre Internierung und verlangen die Öffnung der Grenzen. Dem EU-Türkei-Pakt zufolge sollen alle Flüchtlinge, die seit dem 20. März auf den griechischen Inseln angekommen sind, in die Türkei zurückgeschickt werden.
Ultimatum in Piräus
Beamte der griechischen Küstenwache haben die rund 5000 Migranten und Flüchtlinge in einem wilden Lager in Piräus aufgefordert, in organisierte Aufnahmecamps im Landesinneren zu gehen. Dabei soll nach Augenzeugenberichten auch mit Gewalt gedroht worden sein.
In wenigen Tagen beginnen in Griechenland die Osterferien der Orthodoxen und die ersten Touristen werden erwartet. Der Ostersonntag fällt auf den 1. Mai. Der Hafen solle frei sein, wenn Tausende Menschen zu den Inseln fahren, hieß es aus Regierungskreisen. Die Schutzsuchenden, die in Kuppelzelten und Lagerhallen ausharren, wollen nicht weg. Sie glauben, sie hätten nur dann eine Chance, aus Griechenland weiter zu kommen, wenn sie zusammenbleiben und die Welt ihr Elend weiter sieht.
hf/sc (rtr, dpa, APE)