"Parsifal" in Bayreuth: "peinlich" bis "fantastisch"
27. Juli 2016"Es ist für mich das erste Mal, insofern habe ich keinen Vergleich. Den zweiten Aufzug fand ich wahnsinnig stark von den Stimmen her. Die Inszenierung finde ich überraschend konservativ, ich hätte etwas Radikaleres erwartet nach allem, was man in der Presse gelesen hat. Aber grundsätzlich eine ganze tolle Erfahrung!", schwärmt eine junge Besucherin.
"Ein fantastischer Abend, eine großartige Eröffnung und eine großartige Premiere!", lobt ein englischer Zuschauer.
"Das Ganze hat überhaupt nichts mit der Handlung zu tun. Es geht doch einfach um Ethik durch Mitleid, das kann Buddhismus, Christentum, es kann auch Schopenhauer’sche Philosophie sein. Aber das, was er jetzt hier umgesetzt hat, das finde ich einfach nur peinlich! Das regt mich richtig auf. Dieses Ausspielen von Christentum und Islam, das muss nicht sein. Ich finde es zerstörerisch! Ein Schwachsinn!", meint Constanze Puth, die schon seit vielen Jahren zu den Bayreuther Festspielen kommt.
"Mir gefällt es sehr gut. Ich halte den Ansatz, den der Regisseur gewählt hat, nicht für vollkommen falsch, weil natürlich der Parsifal ja im Original genau auf dieser Grenzlinie spielt, zwischen Christentum und der nicht-christlichen Welt. Klaus Florian Vogt als Parsifal gefällt mir sehr gut, und die Kundry höre ich heute zum ersten Mal, sie finde ich auch sehr toll", sagt Konstantin Rost.
"Ziemlich seicht! Und die Personenführung ist teilweise sehr merkwürdig: Im ersten Akt spitzt sich alles auf Amfortas zu und das hat auch einen gewissen Effekt, Amfortas als so eine Art Christusfigur. Den zweiten Akt finde ich von der Personenführung noch weitaus seichter, mit ganz groben Fehlern! Offensichtlich interessieren sich die beiden Figuren Parsifal und Kundry nicht besonders füreinander, denn jeweils auf dem Höhepunkt ihrer persönlichen Bekenntnisse verschwindet der eine im Hintergrund. Das ist nicht das psychologische Drama, das Wagner dabei vorgeschwebt hat. Musikalisch gesehen ein Leuchtturm der Aufführung: Die Gestaltung der Kundry, ihre Diktion erinnert geradezu an Birgit Nilsson in ihrer Glanzzeit, Vogt als Parsifal - man mag über das Timbre denken, wie man will, aber er hält durch und man hat keine Angst, dass er den dritten Akt nicht auch noch durchsteht", berichtet Hans-Klaus Jungheinrich.
"Die Inszenierung ist sehr brav heute, keine Aufreger", fasst eine junge Zuschauerin zusammen.
"Eine ganz interessante Aufführung, finde ich! Vor allem, weil auch die Probleme unserer Zeit, also Religionsgemeinschaften, angesprochen werden. Und ich finde es sehr forsch, die ganze Inszenierung. Musikalisch gefällt es mir auch sehr gut!", erzählt eine Besucherin, die seit vielen Jahren regelmäßig zu Gast ist in Bayreuth.
"Ich finde den Abend großartig! Die Stimmen sind außergewöhnlich, die Inszenierung lässt in gewisser Hinsicht zu Wünschen übrig, aber sie stellt Fragen und das ist interessant", freut sich eine Zuschauerin aus Frankreich.