Pascal Groß - unter dem Radar ins DFB-Team
7. September 2023Sein letztes Spiel in Deutschland bestritt Pascal Groß am 20. Mai 2017. Mit einem 1:1 im Heimspiel gegen den FC Schalke 04 verabschiedete sich Groß' damaliger Arbeitgeber, der FC Ingolstadt, als Absteiger aus der Fußball-Bundesliga. Groß schoss in der Partie sein letztes Bundesligator, per Elfmeter, und wurde in der 85. Minute unter dem Jubel der Fans ausgewechselt. Seitdem ist der zentrale Mittelfeldspieler mehr oder weniger aus dem Blickfeld des deutschen Fußballs verschwunden.
Nun haben Bundestrainer Hansi Flick und sein Trainerteam Groß, der seit 2017 für Brighton & Hove Albion in der englischen Premier League konstant gute Leistungen bringt, wieder ins Rampenlicht gerückt. Im reifen Fußballeralter von 32 Jahren ist er erstmals im Nationalteam dabei. "Ich freue mich, dass Pascal uns zeigen kann, was er drauf hat", sagte Flick und versprach: "Da kriegen wir einen guten Typen zu sehen." Tatsächlich stößt mit Groß ein erfahrener und für seine Position recht torgefährlicher Spieler zum DFB-Team, bei dem es zuletzt alles andere als rund lief. Für Flick könnte es nach der enttäuschenden WM in Katar, die mit dem Vorrunden-Aus endete, und den schwachen Testspielen gegen die Ukraine, Polen und Kolumbien in den anstehenden Länderspielen gegen Japan (Samstag, 20:45 Uhr MESZ) und Frankreich (Dienstag, 21:00 Uhr) sogar um die Zukunft als Bundestrainer gehen.
Rekordschütze und Konstante in Brighton
Würde man in Brighton nachfragen, ob Pascal Groß eine gute Wahl ist, wenn es darum geht, einem Team Sicherheit und Stabilität zu geben, wäre die Antwort wohl klar - schließlich sind das zwei Komponenten, die Groß verlässlich in das Spiel seiner Mannschaft einbringt. Obwohl er die Qualitäten hat, selbst mit dem Ball am Fuß zu glänzen, ist es ihm fast noch lieber, seine Teamkollegen in gute Positionen zu bringen. "Ich bin ein Mannschaftsspieler, das ist meine größte Stärke", sagt er selbst.
Dabei ist Groß, der für Brighton alle Eckstöße und Freistöße aus dem Halbfeld tritt, auch torgefährlich. Inzwischen ist er mit 27 Treffern (in 196 Spielen) sogar Rekordschütze Brightons in der Premier League. Auch in der vergangenen Saison war er mit neun Toren und acht Vorlagen bester Scorer der "Seagulls", die die Saison auf Rang sechs beendeten und sich für die Europa League qualifizierten. Brighton & Hove Albion ist damit erstmals in seiner 122-jährigen Vereinsgeschichte im Europapokal dabei.
Auf Umwegen nach oben
Allerdings verlief Groß' Weg durch den Profifußball, der ihn jetzt in die Nationalmannschaft geführt hat, zunächst alles andere als gerade - und auch nicht immer nur bergauf: Er spielte in der Jugend für die TSG Hoffenheim und wurde mit den Hoffenheimern 2008 in der B-Jugend sogar Deutscher Meister. Nach der Zeit als Jugendspieler bestritt er in der Saison 2009/2010 fünf Bundesligaspiele für die TSG, wurde dann aber in die 2. Mannschaft versetzt und wechselte 2011 zum Karlsruher SC in die 2. Liga. Auch hier spielte er zunächst im Reserveteam und stieg am Ende der Saison mit der Profimannschaft in die 3. Liga ab.
Es folgte der Wechsel zum FC Ingolstadt und damit kehrte Konstanz ein in Groß' Karriere - was die Ortswechsel anging, aber auch die Leistungen auf dem Platz. Beim FCI entwickelte er sich zum Führungs- und überdurchschnittlich guten Bundesligaspieler - ohne allerdings jemals die Aufmerksamkeit der Nationalmannschaft auf sich zu ziehen. Das lag wohl daran, dass man damals im DFB-Team noch deutlich talentierter aufgestellt war und die Ergebnisse und Turnierleistungen weitestgehend stimmten.
Flexibel einsetzbar
Jetzt soll Groß eine Alternative in der kriselnden Mannschaft sein - möglicherweise sogar bei der EURO 2024 im eigenen Land. Eine große Aufgabe für den Spätberufenen, der aber - wie immer - ruhig und unaufgeregt bleibt. "Ich probiere einfach, meine Rolle zu erfüllen, wenn ich Spielminuten bekomme", sagt er. Sein Vorteil ist die Vielseitigkeit. Groß kann gleich mehrere Positionen ausfüllen - nicht nur im zentralen Mittelfeld als Sechser oder Achter, sondern auch auf den Halbpositionen oder notfalls sogar als Rechtsverteidiger.
"Die Acht ist aber meine beste Position", sagt er selbst, ist dabei aber viel zu bescheiden, um Ansprüche zu stellen. Egal wo ihn Flick letztendlich hinbeordert, sind in jedem Fall seine Standards eine Stärke. Und möglicherweise bringt er als stabiler und ruhiger Charakter, der auch wenn es hektisch wird die Übersicht bewahrt, genau das mit, was dem DFB-Team zuletzt gefehlt hat.