Das Pergamonmuseum in Berlin öffnet wieder
3. Oktober 2020Das Pergamonmuseum in Berlin ist mit seinen 90 Jahren das jüngste der fünf Ausstellungshäuser auf der zwischen zwei Spreearmen gelegenen Museumsinsel. Seine imposanten Ausstellungsstücke machen es zum meistbesuchten Museum Berlins. Doch von März 2020 an blieb es wie alle Museen Corona-bedingt geschlossen. Nun öffnet es als eines der letzten Ausstellungshäuser auf der Museumsinsel seine Pforten wieder für Besucher.
Doch der eigentliche Publikumsmagnet des Pergamonmuseums, der Pergamonaltar aus dem 2. Jh. v. Chr., wird nicht zu sehen sein. Seit 2013 laufen umfassende Sanierungsarbeiten am Haus, das im neoklassizistischen Stil von 1910 bis 1930 erbaut wurde. In einem ersten Abschnitt ist derzeit der Nordflügel dran, der die Rekonstruktion des Altars aus der namensgebenden kleinasiatischen Stadt Pergamon mit den originalen Friesen beheimatet. Spätestens 2025 soll dieser Bauabschnitt fertig sein. Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und für die Staatlichen Museen zu Berlin zuständig, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa: "Den Pergamonaltar so lange nicht zeigen zu können, schmerzt uns alle sehr."
477 Millionen Euro: Aufwändige Sanierungsarbeiten am Pergamonmuseum
Parzinger ist deshalb froh über die zweistufige Grundsanierung. Wechseln die Bauarbeiten einmal in den Südflügel, wird der Altar wieder sichtbar sein. Bisher besteht der Komplex aus drei hufeisenartig angelegten Flügeln, die auf der Wasserseite noch um einen vierten, flacheren Flügel ergänzt werden sollen. Damit wird ein geschlossener Rundgang durch die antiken Architekturen möglich sein.
Dem Konzept des Gründungsdirektors Theodor Wiegand folgend, der Außenräume in Innenräumen inszenieren wollte, werden die in Originalgröße ausgestellten Objekte im Tageslicht präsentiert. Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, das die Sanierungsarbeiten leitet, erklärt, dass deshalb auch die charakteristischen Glasdächer des Museums "von Grund auf instandgesetzt und, wo nötig, erneuert" werden. Die derzeitige Schätzung der Kosten der Bauarbeiten am 38.000 Quadratmeter großen Komplex beläuft sich auf 477 Millionen Euro.
Pergamonaltar gesperrt, aber Teile der Altarfriese ausgestellt
Immerhin gibt es für am Altar Interessierte eine Alternative für die Zeit der Sperrung: Im nahegelegenen temporären Ausstellungsgebäude "Pergamonmuseum - Das Panorama" findet sich außer einem von Yadegar Asisi gestalteten 360°-Panorama von der antiken Stadt Pergamon, wie es 129 v. Chr. ausgesehen haben muss, auch der größte Teil des Telephos-Frieses vom Pergamonaltar.
Einige der wertvollen Objekte aus der Antikensammlung - wie die Skulpturen vom Dach des Großen Altars - wurden für diese Teilausstellung aufwändig restauriert. Um die 80 der wichtigsten Werke aus Pergamon versammelt sie. Dass die Altarfriese überhaupt in Deutschland sind, liegt daran, dass sie von einem Deutschen, dem Archäologen Carl Humann in den 1880er Jahren bei Ausgrabungen in der türkischen Stadt Bergama entdeckt wurden.
Das Pergamonmuseum vereint drei Sammlungen unter einem Dach
Die Antikensammlung mit den originalen Friesen des Pergamonaltars gehört für die Staatlichen Museen bis heute zu den weltweit bedeutendsten Sammlungen für griechische und römische Kunst. Zum Pergamonmuseum zählen außerdem das Vorderasiatische Museum und das Museum für Islamische Kunst, deren Sammlungen zugänglich sein werden..
Das Vorderasiatische Museum ist für das farbenprächtige Ischtar-Tor bekannt. Es ist neben der Prozessionsstraße von Babylon und den rekonstruierten Skulpturen vom Tell Halaf Teil der Präsentationsgegenstände aus der 6000 jährigen Kulturgeschichte Westasiens aus Mesopotamien, Syrien und Anatolien. Das Museum für Islamische Kunst ist hauptsächlich bekannt für die Steinfassade des Kalifenschlosses Mschatta sowie das Aleppo-Zimmer. Angewandte Kunst und archäologische Fundstücke muslimischer Gesellschaften und der mit ihnen lebenden christlichen und jüdischen Gruppen vom 8. bis 19. Jahrhundert sind unter seinem Dach zu sehen.
Alle Museen der Museumsinsel wieder für Besucher geöffnet
Gemeinsam mit dem Pergamonmuseum öffnet auch das Bode-Museum wieder. Dieser neobarocke Bau am nordwestlichen Ende der Museumsinsel beherbergt neben der Skulpturensammlung mit Meisterwerken der europäischen Plastik und dem Museum für Byzantinische Kunst auch das Münzkabinett.
Mit der Wiedereröffnung von Pergamonmuseum und Bode-Museum sind nun alle Einrichtungen auf der Museumsinsel wieder für Besucher zugänglich. Das Alte Museum, die Alte Nationalgalerie, die James-Simon-Galerie, das Neue Museum hatten bereits wieder geöffnet. Knapp 3,1 Millionen Menschen besuchten die Museen im Jahr 2019. Das Pergamonmuseum zog mit rund 800.000 Besuchern - trotz der Teilsanierung und der damit verbundenen Sperrung des Nordflügels - die meisten von ihnen an.