Peru: Nach der Flut ist vor der Flut
Wochenlanger Starkregen hat große Teile Perus in Katastrophengebieten verwandelt. Nun sieht es so aus, als sei das Schlimmste vorüber. Die Aufräumarbeiten laufen an, doch zerstörte Straßen und Brücken erschweren sie.
Erst der Regen, dann die Flut
Bis zur Hüfte im schlammigen Wasser: Bewohner in Piura, einer Stadt im Norden des südamerikanischen Anden-Staates Peru, versuchen sich in Sicherheit zu bringen. Mitte März meldete eine peruanische Region nach der anderen Überschwemmungen und Erdrutsche. Das Klimaphänomen "El Niño" hatte Starkregen ausgelöst, Flüsse traten über die Ufer. Nach wenigen Tagen waren hunderttausende Menschen betroffen.
Rette sich, wer kann
Als die Fluten kamen, flüchteten Tausende aus ihren Wohnungen. Ihr Hab und Gut mussten sie zurücklassen. In den elf betroffenen Regionen entlang der nördlichen Küste haben nach offiziellen Angaben 130.000 Menschen ihr Obdach verloren. Das Rote Kreuz berichtet sogar von 200.000 zerstörten Wohnungen.
Mit dem Leben davongekommen
Vielerorts haben sich Menschen zu nah an Flussbetten angesiedelt, die - im meist trockenen Klima der amerikanischen Westküste - über Jahre kaum Wasser führen. Die Unwetter verwandelten sie in Flüsse, die ganze Häuser mit sich rissen. Tausende Familien konnten nicht mehr als ihr nacktes Leben retten. Rund 100 Menschen gelang nicht einmal dies.
Zerstörte Infrastruktur
Kaputte Infrastruktur: Diese Brücke in Lima ist eine von mehr als 150, die bei den Unwettern landesweit zerstört wurden. Auch zahlreiche Landstraßen sind beschädigt oder unpassierbar. Die peruanische Luftwaffe stellte zeitweise Zivilflüge bereit, um verreiste Menschen in ihre Heimat zurückzubringen.
Hilfe aus der Luft
Wegen der zerstörten Straßen sind viele Gegenden nur aus der Luft zu erreichen. Per Hubschrauber versorgen peruanische Behörden betroffene Orte mit Hilfsgütern. Mehrere Länder unterstützen die humanitäre Hilfe in Peru. Das kolumbianische Militär etwa hat rund 500 Menschen aus gefährdeten Gebiete gerettet.
Unendliche Fluten und nichts zu trinken
Die Schlammmassen hatten in Lima vorübergehend die Filter der Wasserleitungen verstopft, so dass es in der Hauptstadt tagelang kein Leitungswasser gab - und das bei ungewöhnlich hohen Temperaturen von weit über 30 Grad. Die Versorgungsbetriebe gaben Trinkwasser an zentralen Orten der Hauptstadt aus. Zudem organisierten die Behörden - wie hier - private Wasser- und Lebensmittelspenden.
Katastrophenhilfe ist Chefsache
Anfang der Woche machten sich Präsident Pedro Pablo Kuczynski (2. v. r.) und Premierminister Fernando Zavala (r.) per Flugzeug ein Bild der Lage. Die Mitte 2016 gewählte Regierung steht unter Druck, die Krise zu bewältigen. Ein Grund für die Heftigkeit der Unwetterfolgen liegt aber wohl darin, dass Vorgängerregierungen und Regionalverwaltungen jahrelang die Prävention schleifen ließen.
Immer wieder Land unter
Die bisher letzte Flutwelle traf am 27. März die Stadt Piura in der gleichnamigen Region. Trotz der verheerenden Folgen kündigte Premierminister Zavala an, in 30 Tagen werde Piura zur Normalität zurückkehren.
Suche nach Schuldigen
Manche Peruaner klagen die Regierung an, andere machen die Industriestaaten für die Katastrophe verantwortlich. Sie seien am Klimawandel und damit an den heftigen Regenfällen schuld, meint Lautaro Arrau (r.). Klimaforscher widersprechen: Ursache sei das Klimaphänomen El Niño, aber das habe - wenn überhaupt - nur wenig mit menschengemachter Erderwärmung zu tun.
Vorerst bessere Aussichten
Das Schlimmste, sagen Meteorologen, könnte nun vorbei sein. Die Wasserspiegel sinken, ebenso wie die Temperaturen. Weitere Schlammlawinen seien - zumindest in Lima - nicht zu erwarten. Nun geht es darum, die verwüsteten Orte aufzuräumen und wieder aufzubauen. Doch es wird wohl nicht das letzte Mal sein, dass El Niño die Peruaner in Not bringt.