Philippe Geluck: Champs-Elysées als Skulpturen-Catwalk
20 riesige Katzenskulpturen verwandeln die berühmte Pariser Prachtstraße in eine Freiluftausstellung. Erfunden hat sie der Belgier Philippe Geluck.
Schwergewichtige Grazie
"Die Katze bin ich in dick", sagt Philippe Geluck im DW-Interview auf den Champs-Elysées. Er schaut dabei zufrieden auf die pummelige Balletttänzerin, die "federleicht und tonnenschwer" sei. "Es war eine große Herausforderung, den Körper dieser Statue genau zu formen - sonst verstecke ich den unteren Teil der Katze eigentlich immer hinter einem Mantel."
Von wegen wasserscheu
"Diese Figur ist der Inbegriff Belgiens", sagt Geluck. "Wir haben alles, was wir brauchen: gutes Klima, Ressourcen und Geschichte. Trotzdem verschwenden wir Frankophone, Flamen und Deutschsprachige eine unglaubliche Energie darauf, uns gegenseitig zu bemäkeln." So würden sie trotz Regenschirm nass. Wenigstens sind die Belgier dabei bescheiden - und haben Humor.
Comicfigur "Le Chat"
Philippe Geluck (66) ist ein bekannter belgischer Comiczeichner. Katzen mochte er schon immer. 1978 entwickelte er die Comic-Figur "Le Chat", "die Katze", für die belgische Tageszeitung "Le Soir". Die Figur machte Geluck im französischsprachigen Raum bekannt. Nun verwandelt er sie auch in Bronzeskulpturen. Zeichnungen der dicken Katze sind derzeit in Paris in der Galerie Hubert&Breyne zu sehen.
Starke Katzen
Viele machen Sport, um Gewicht zu verlieren. Bei der Katze scheint das nicht zu funktionieren. Wie die anderen Figuren wiegt auch diese hier eine Tonne - was fürs Gewichtheben bestimmt nicht die schlechteste Voraussetzung ist. Zwei Jahre hat Geluck gebraucht, um die 20 Figuren fertigzustellen. Vom Zeichnen übers Formen bis hin zum Bronzeguss.
Die Rache der Katzen
Endlich mal wird ein Auto von einer Katze überfahren und nicht andersherum. Zahlreiche Fahrzeuge jeglicher Bauart seien so jüngst unter die Katze gekommen, erklärt der belgische Künstler mit einem Augenzwinkern. Ein Zeichen, damit endlich die Straßengewalt gegenüber unschuldigen Katzen ein Ende nehme. Autos (deren Fahrer sie vorher fluchtartig verlassen haben) fahren nun in Angst und Schrecken.
Die Last der Welt auf dem Buckel
Ein Abbild von Atlas, dem Titan, der laut griechischer Mythologie das Himmelgewölbe buckelte. Die Katze muss stattdessen den Globus stemmen - gefüllt mit Plastikmüll. Auch für eine tonnenschwere Katze eine langfristig schwere Last. Die Figuren werden ab Juni durch Frankreich, nach Italien, in die Schweiz und nach Luxemburg reisen. 2024 ziehen sie in Gelucks neues Katzenmuseum in Brüssel ein.
Traue keiner Katze
Sie ist ja eigentlich ganz süß, die Doktor-Katze. Sie kümmert sich sogar um das Vögelchen. "Ja, aber man muss auch hinter ihren Rücken gucken - da hält sie nämlich eine Gabel. Sie will nur, dass der Vogel gesund ist, damit sie ihn essen kann", bemerkt Geluck. "Genauso wie wir Menschen macht sie erst eine Sache und dann das Gegenteil." Solch eine Verlogenheit. Und das in Zeiten von COVID-19!
Champion im Wettlauf
Trotz ihres Gewichts gewinnt die Katze dennoch manchmal. Nur gegen wen? Die Ausstellung kostet die Stadt Paris übrigens nichts - Künstler Geluck hat sie finanziert, indem er die Werke an Sammler verkauft hat. "Für den Spottpreis von 300.000 Euro pro Stück - das sind nur 300 Euro pro Kilo", sagt er. 16 Statuen habe er schon verkauft, vier seien noch zu haben.
Sprechende Katze
"Das ist meine Lieblingskatze", sagt Geluck. "Der Bildhauer Auguste Rodin hat es sich leicht gemacht - er hat nur seine Statue den 'Denker' erfunden. Ich erfinde die erste Statue, die auch sprechen kann." Dann dreht er sich um und zeigt auf eine der Statuen auf dem Pariser Museum Grand Palais auf der anderen Straßenseite. "Sehen Sie? Die Statue da drüben kann nicht reden. Das können nur meine!"
Die Katze als Märtyrer
Bei einer Ausstellung in Paris darf diese Katze nicht fehlen. "Ich wollte meinen Freunden und Kollegen huldigen", sagt Geluck und meint damit die Zeichner des Satiremagazins "Charlie Hebdo", die bei einem Terroranschlag im Januar 2015 ermordet wurden. "Wir weinen noch immer um sie." Doch auf den Stiften, die die Katze erstechen, sitzen singende Vögel. Das Leben lässt sich nicht unterkriegen.