Pilotenmangel bei der Bundeswehr
10. Juni 2017Die geringe Anzahl von Piloten reiche gerade aus, um den "Tiger" ein Jahr lang in Mali einsetzen zu können. Der "Expertiseverlust" sei nicht nur bei jungen, sondern mittlerweile bei allen Piloten deutlich sichtbar, schreibt das Nachrichtenmagazin unter Berufung auf einen internen Bericht des Kommandos Heer. Dies werde zunehmend zu einem flugsicherheitsrelevanten Thema.
Die kleine Gruppe dieser 18 Piloten werde für alle Übungs- und Schießvorhaben sowie Einsätze und einsatzgleiche Verpflichtungen herangezogen. Das habe keine dauerhafte Erfolgsaussicht, weil diese Gruppe der hohen zeitlichen Belastung nicht mehr standhalten werde", heißt es weiter.
Keine Ausbildung
Der Pilotenmangel geht dem "Spiegel"-Bericht nach auf den Afghanistaneinsatz zurück. So habe die Bundeswehr im Jahr 2012 vier der neu eingeführten Kampfhubschrauber an den Hindukusch verlegen müssen, obwohl das Pilotentraining gerade erst angelaufen war. In den Jahren 2013 und 2014 habe deshalb so gut wie keine Ausbildung stattgefunden, weil alle Fluglehrer im Einsatz gewesen seien. Bis heute sind demnach von den 123 Pilotenstellen für den "Tiger" nur 62 besetzt, von denen 18 die Vorgaben für Einsätze, so genannte "mission readiness", erfüllen.
Merkel will Reformpause
Unterdessen plädierte Bundeskanzlerin Angela Merkel nach den vielen Umgestaltungen in der Bundeswehr in den letzten Jahren für eine Reformpause. "Die Bundeswehr ist durch sehr viele Reformschritte in den letzten Jahren – man kann sagen: in den letzten beiden Jahrzehnten – gegangen", sagte die Kanzlerin in ihrer wöchentlichen Video-Botschaft. Die Armee habe daher ein Anrecht darauf, dass die nun geschaffenen Strukturen "auch die Strukturen sind, die im 21. Jahrhundert eine Weile lang halten und nicht ständigen neuen Reformen unterworfen werden".
Die Bundeswehr müsse für ihre Soldaten ein attraktiver Arbeitgeber sein. Dazu gehöre auch eine vernünftige Bezahlung. "Wir brauchen eine gute Ausstattung der Bundeswehr, wir brauchen die neuesten technischen Möglichkeiten, wir brauchen auch Berechenbarkeit für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie – soweit das mit der Tätigkeit vereinbar ist", sagte Merkel.
cgn/sti (afp, dpa, rtr)