Pilsen: Braukunst, Barock und Puppenspiel
Millionen von Touristen kommen jedes Jahr nach Pilsen, um die dortige weltberühmte Brauerei zu besichtigen. Doch in der tschechischen Stadt gibt es bei einem Spaziergang noch viel mehr zu entdecken.
Wahrzeichen Pilsens
Eine Stadt ohne Kathedrale - das wäre im Mittelalter undenkbar gewesen. Also bauten die Pilsner unmittelbar nach der Stadtgründung im Jahr 1295 die St.-Bartholomäus-Kathedrale. Sie beherbergt nicht nur das wertvollste Juwel der Stadt, die sogenannte Pilsner Madonna, sondern bietet mit ihrem über 100 Meter hohen Kirchturm auch den besten Überblick über die Stadt.
Stadtplatz mit Gold und Granit
Pilsen hat zwar nur 170.000 Einwohner, dafür aber einen "Platz der Republik", der es mit anderen Metropolen aufnehmen kann. Er gehört zu den größten Stadtplätzen Europas. Im Mittelpunkt steht die Pestsäule. Sie wurde 1681 gebaut - aus Dankbarkeit dafür, dass die Pilsner von der Epidemie fast verschont blieben. Zudem schmücken den Platz drei moderne Brunnen aus Gold und Granit.
Zentrum der Kulturhauptstadt
Das Rathaus von Bürgermeister Martin Zrzavecký ist ein Schmuckstück aus der Renaissance. Von hier aus werden die vielen Aktivitäten zum Kulturhauptstadtjahr koordiniert. Mit Kultur, Kunst und Kreativität wollen die Pilsner ihrer Stadt ein neues Image geben - weg vom Bild der grauen Industriestadt. Das Rathaus wurde 1558 nach den Plänen eines italienischen Baumeisters errichtet.
Synagoge der Superlative
Wie in vielen europäischen Städten blicken die jüdischen Bürger auf eine wechselvolle Geschichte zurück. 1338 werden sie erstmals schriftlich erwähnt. Mehrfach vertrieben, siedelten sie sich immer wieder in Pilsen an. Die jüdische Gemeinde war so reich, dass sie 1892 die zweitgrößte Synagoge Europas (nach Budapest) baute. Die Akustik ist einzigartig. Deshalb finden hier viele Konzerte statt.
Theater im alten und neuen Gewand
Das Große Theater gehört zu den bedeutendsten Kulturdenkmälern der Stadt. Das Sandsteingebäude wurde 1902 im Neorenaissance-Stil erbaut. Bis 1966 gab es noch ein kleines Theater, denn die Pilsner Bürger liebten Schauspiel, Oper und Ballett. Im September 2014 hat die Stadt das Neue Theater in Sichtweite der historischen Spielstätte eröffnet. Die vier Ensembles spielen nun wieder in zwei Häusern.
Zuhause der Puppenspieler
Marionetten- und Puppenspiel haben eine lange Tradition in Pilsen. Legendäre Spieler wie Karel Novák und Josef Skupa ließen die Puppen in der Stadt tanzen. Skupa betrieb hier zwischen 1930 und 1943 das erste professionelle Marionettentheater der Tschechoslowakei. Seit 1966 gibt es das Theater Alfa. Die 15 Puppenspieler sind oft auch im Ausland zu Gast.
Kultur im Südbahnhof
Halb verfallen und unbeheizt war der mehr als 100 Jahre alte Südbahnhof, als die ersten Künstler ihn 1998 in Beschlag nahmen. Sie richteten in dem alten Jugendstil-Bauwerk Ateliers und Probenräume ein. Auf der Bühne in der ehemaligen Bahnhofshalle spielen heute Theatergruppen und Tanzensembles. Sie bieten im Kulturhauptstadtjahr jede Menge Aufführungen und Ausstellungen.
Publikumsmagnet Bierbrauerei
Das "Pilsner Urquell" zählt zu den bekanntesten Bieren weltweit. Jährlich sprudeln mehr als vier Millionen Hektoliter in Flaschen und Fässer. Kein Wunder, dass das die Pilsner Brauerei die touristische Hauptattraktion der Stadt ist. Jährlich kommen eine halbe Million Besucher. Mehr über die Geschichte von 1842 bis heute können sie im Brauereimuseum erfahren.
Weltberühmter Maschinenbau
Sie sind bis heute einer der wichtigsten Arbeitgeber der Region: die 1859 in Pilsen gegründeten Škoda-Werke. Zunächst produzierte das Maschinenbauunternehmen Einrichtungen für Brauereien, Zuckerfabriken und Bergwerke. Nach dem Ersten Weltkrieg entstanden in dem Werk die ersten Autos. Die Škoda-Werke brachten Pilsen den Ruf einer "grauen Industriestadt" ein.
Wasserparadies für Spaziergänger
Am Mühlengraben beweist Pilsen, dass es eine grüne Stadt ist. Der Wasserkanal auf der östlichen Seite der Stadtmauern führte früher das Wasser in die sogenannte Herrenmühle. Der romantische Winkel ist bis heute ein beliebtes Ziel für Spaziergänge. Doch im Kulturhauptstadtjahr könnte es schwer werden, hier ein ruhiges Plätzchen nach dem Stadtrundgang zu finden.