Polen feiert "Fest der Freiheit"
4. Juni 2014Mit einem großen Festakt ist in der polnischen Hauptstadt Warschau der ersten annähernd freien Wahlen vor 25 Jahren gedacht worden. Sie läuteten das Ende der kommunistischen Herrschaft in Polen ein und letztlich im gesamten "Ostblock". Der Festakt, zu dem 19 Staats- und Regierungschefs eingeladen waren, hatte angesichts der fortdauernden Krise in der Ukraine eine besondere Brisanz. Der neue ukrainische Präsident Petro Poroschenko nahm daran ebenso teil wie Bundespräsident Joachim Gauck und Frankreichs Staatschef François Hollande.
"Keine Freiheit ohne Solidarität mit der Ukraine"
Bereits vor dem Festakt hatte Polens Staatspräsident Bronislaw Komorowksi betont: "Es gibt keine Freiheit ohne Solidarität mit der Ukraine." Es gibt keine Freiheit ohne Solidarität - das ist in Polen ein geflügeltes Wort, das für den großen historischen Umbruch im Jahr 1989 steht. Ohne eine Wiederzulassung der Gewerkschaft Solidarnosc, so betonten damals die polnischen Bürgerrechtler am Runden Tisch mit der kommunistischen Führung, sei in Polen auch keine Freiheit möglich. Die unabhängige Gewerkschaft, die mit dem Kriegsrecht in den Untergrund getrieben worden war, wurde wieder legal - und am 4. Juni 1989 konnten die polnischen Wähler frei über 35 Prozent der Parlamentsmandate entscheiden. Es wurde ein haushoher Sieg für Solidarnosc.
Obama bekräftigt Unterstützung
"Erst waren wir nur ein paar Dutzend, dann Hunderte, und schließlich zehn Millionen", blickte Komorowski zurück auf Polens langen Weg zur Freiheit. Auch Komorowski gehörte der Opposition an, ebenso wie Regierungschef Donald Tusk oder der nationalkonservative Oppositionsführer Jaroslaw Kaczynski. Die tiefen Gräben, die das einstige Solidarnosc-Lager heute teilen, kamen später.
Höhepunkt der Zeremonie vor dem königlichen Schloss in Warschau war eine Rede von US-Präsident Barack Obama. "Die Freiheit in Europa ist niemals garantiert", warnte Obama mit Blick auf Russlands Vorgehen in der Ukraine. Gerade die jüngere Geschichte Polens mit der Loslösung des Landes vom Kommunismus zeige dies. "Die Geschichte lehrt uns, dass der Fortschritt niemals gesichert ist", sagte der US-Präsident. Zudem versicherte er dem NATO-Partner Polen, dass sich das Land "niemals allein wiederfinden" werde - eine Botschaft, die sich auch an die baltischen Staaten mit ihren Grenzen zu Russland richtete.
cr/wl (dpa, afp)