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Jobmotor Energie

7. Dezember 2009

Der Ausbau der erneuerbaren Energie bringt viele Arbeitsplätze mit sich: Handwerker, die Solaranlagen installieren, Landwirte, die Biomasse liefern oder Projektfirmen, die Standorte für Windräder erkunden.

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Windräder (Foto: Windrad-Baufirma Gamesa/Cornelia Derichsweiler)
Windparks vorzubereiten, ist viel ArbeitBild: Windrad-Baufirma Gamesa/Cornelia Derichsweiler

Marek Bielik ist ein Pionier. Der Unternehmer aus Stettin hat vor fünf Jahren eine Projektfirma für Windenergie gegründet. Damals gab es noch so gut wie keine Windräder in Polen. Bielik plant Windparks: Er sucht geeignete Flächen aus und untersucht die Windverhältnisse vor Ort. Er bereitet die Unterlagen für Windparks in Polen vor, einschließlich der Baugenehmigung. "Erst dann meldet sich bei uns ein Investor, der das Projekt haben will und dort die Turbinen aufstellt", sagt der 50-jährige Unternehmer. Ohne Bieliks Projektfirma könnten schwedische oder deutsche Energiekonzerne wie Vatenfall oder RWE kein einziges Windrad in Polen aufstellen.

Die Zahl der Windräder steigt rasant

Eine Journalistin an ihrem Schreibtisch (Foto: Justyna Bronska)
Die Umweltjournalistin Magdalena Kozmana hofft auf mehr ArbeitsplätzeBild: DW

Angefangen hat Bielik als Ein-Mann Firma. Inzwischen beschäftigt er 20 Mitarbeiter: Windexperten, Bauingenieure und Experten aus der Energiewirtschaft. Die Windenergie ist in Polen im Aufschwung: Die Zahl der Windräder verdoppelt sich jährlich. Die Gründe dafür seien die boomende polnische Wirtschaft, die erhöhte Stromnachfrage und die Verpflichtung der Energieunternehmen, einen bestimmten Anteil Ökoenergie einzukaufen, meint Bielik.

Experten schätzen, dass dieser Trend in den nächsten Jahren anhalten wird. Das bedeute nicht nur mehr Aufträge und Umsätze, sondern auch neue Arbeitsplätze, glaubt die Umweltjournalistin Magdalena Kozmana. Denn mit den Windrädern kämen auch kleine Firmen - beispielsweise solche, die Solaranlagen produzieren oder energieeffiziente Elemente wie Wärme isolierende Fenster herstellen. "Diese Branchen entwickeln sich ebenfalls sehr schnell", sagt die Umweltjournalistin.

Rosige Aussichten für den Arbeitsmarkt

Noch sind weit unter fünf Prozent der Polen im Bereich der erneuerbaren Energien und dem Sektor für mehr Energieeffizienz beschäftigt. Doch ihr Anteil dürfte in Zukunft weiter steigen, meint Kozmana. "Man soll sich nicht nur auf die Anzahl der Arbeitsplätze konzentrieren, die direkt in dem Bereich entstehen, sondern unbedingt über den Tellerrand schauen." Gemeinden wollen zum Beispiel Windparks in ihrer Nähe bauen lassen, weil sie so durch Immobiliensteuern zusätzliche Einnahmen bekommen. Auch der Finanzsektor hofft auf satte Gewinne mit der Vergabe von Krediten. Die Banken würden dadurch ihre Standorte ebenfalls ausbauen können. "Und auch das schafft Arbeitsplätze", sagt die Journalistin.

Biogasanlage (Foto: DW-TV)
Mit Blick in die Zukunft: Polen verstärkt in Biogas investieren

Die polnische Regierung will vor allem die Nutzung von Biogas ausbauen. Rund 100.000 Arbeitsplätze sollen hier entstehen, größtenteils im ländlichen Raum. Dann würden Landwirte zu Energiewirten. Außerdem würden Techniker und Ingenieure für den Aufbau, die Schulung und die Wartung gebraucht. Das ist eine viel versprechende Prognose für den polnischen Arbeitsmarkt. Doch die Journalistin Kozmana sieht auch die Kehrseite dieser Medaille: Die Arbeitsplätze bei der Produktion aus konventionellen Energieträgern würden stufenweise abgeschafft, sagt sie. "Das betrifft vor allem die Kohlekraftwerke in Polen. Es kann sein, dass mehr Leute ihre Arbeitsplätze verlieren als neue Arbeitsplätze geschaffen werden", so ihr Resümee.

Polen muss in den kommenden elf Jahren seine C02-Emissionen erheblich senken. Der Druck seitens der EU, die konventionellen Energiequellen schrittweise zu ersetzen, ist groß. Denn nach EU-Vorgaben sollen bis 2020 rund 15 Prozent der polnischen Energie aus Wind, Wasser, Sonne und Biomasse erzeugt werden. Das ist dreimal so viel wie heute.


Autor: Justyna Bronska
Redaktion: Heidi Engels/Julia Kuckelkorn