Aktivisten "fahnden" nach rechten Gewalttätern
3. Dezember 2018Rund drei Monate nach den Demonstrationen im sächsischen Chemnitz haben die Künstler des "Zentrums für politische Schönheit" (ZPS) eine neue Webseite mit dem Titel "Soko Chemnitz" vorgestellt. Sie soll Teilnehmer der rechten Aufmärsche in der Stadt entlarven. Auch ein sogenanntes Recherchebüro Ost will das Künstlerkollektiv in der ostdeutschen Stadt einrichten.
Auf der Internetseite sind Fotos von mutmaßlichen Teilnehmern der rechten Demonstrationen sowie der Ausschreitungen zu sehen. Dazu wurden laut ZPS drei Millionen Bilder von 7000 Verdächtigen ausgewertet. "Das Ziel: den Rechtsextremismus 2018 systematisch erfassen, identifizieren und unschädlich machen", so die Künstlergruppe. "Während normale Menschen arbeiten, treiben Tausende Arbeitnehmer oder Staatsdiener Ausländer durch Chemnitz, attackieren Presse und Polizeibeamte und grüßen Hitler", heißt es auf der Webseite.
"Problemdeutsche entfernen"
Das Künstlerkollektiv fordert in provokanter Weise dazu auf, die mutmaßlichen Teilnehmer der Proteste auf den Fotos zu identifizieren. "Denunzieren Sie noch heute Ihren Arbeitskollegen, Nachbarn oder Bekannten und kassieren Sie Sofort-Bargeld. Helfen Sie uns, die entsprechenden Problemdeutschen aus der Wirtschaft und dem öffentlichen Dienst zu entfernen", fordern die Aktivisten.
Ende August war ein Mann in Chemnitz im Streit erstochen worden. Tatverdächtig sind drei Asylbewerber. Rechte Gruppen instrumentalisierten die Tat für ausländerfeindliche Demonstrationen. Dabei kam es zu Ausschreitungen und Attacken gegen ausländisch aussehende Personen. Auch ein jüdisches Restaurant wurde von rechten Gewalttätern attackiert.
Das "Zentrum für politische Schönheit" sorgte bereits in der Vergangenheit mit streitbaren Aktionen für Aufmerksamkeit. Zuletzt errichteten die Politaktivisten vor rund einem Jahr vor dem Wohnhaus des thüringischen AfD-Chefs Björn Höcke einen Nachbau des Berliner Holocaust-Mahnmals und beobachteten monatelang Höckes Wohnsitz. Damit sollte gegen eine Rede Höckes protestiert werden, in der der Politiker das Mahnmal als "Denkmal der Schande" bezeichnete und eine "erinnerungspolitische Wende um 180 Grad" gefordert hatte. Höcke selbst fühlte sich missinterpretiert.
dp/uh (epd, AFP)