Politiker würdigen Attentäter vom 20. Juli
20. Juli 2015Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sagte beim feierlichen Gelöbnis von 400 Bundeswehr-Rekruten am Bendlerblock in Berlin, für sie bedeute der 20. Juli "weitaus mehr als ein großes historisches Datum". Vor allem mache dieser Tag immer wieder eines bewusst: "Welch ein Geschenk es ist, trotz aller Herausforderungen und Krisen um uns herum in einer stabilen Demokratie, in einem vereinten Europa und in Freiheit zu leben."
Die CDU-Politikerin verwies dabei auf den Terror des "Islamischen Staats" (IS) in Syrien und dem Irak, den Konflikt in der Ukraine oder die "zigtausend Menschen, die sich vor Gewalt, Unterdrückung und Bürgerkriegen auf eine lebensgefährliche Flucht begeben".
Am 20. Juli 1944 war ein Attentat einer Gruppe von Wehrmachtsoffizieren um Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg auf Adolf Hitler missglückt. Eine von Stauffenberg in Hitlers Hauptquartier Wolfsschanze platzierte Bombe verletzte den Diktator nur leicht. In der Folge scheiterte auch der Versuch, das NS-Regime mit einem Staatsstreich zu stürzen. Stauffenberg und vier Mitverschwörer wurden noch in der Nacht zum 21. Juli 1944 auf dem Hof des Bendlerblocks erschossen. In den folgenden Wochen wurden weitere 140 Mitwisser von den Nazis hingerichtet. Im Bendlerblock befinden sich heute das Verteidigungsministerium und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand.
"Tiefer Respekt"
Bei einer Feierstunde in Berlin-Plötzensee bekundete Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) den Männern und Frauen des Widerstands "tiefen Respekt". Die Offiziere um Stauffenberg hätten sich ihrer moralischen Verantwortung gestellt, wo die schweigende Mehrheit die Augen verschlossen habe, sagte Grütters. Ihre Überzeugungen lebten fort in der Demokratie, die die Würde des Menschen als unantastbar achte. Es bleibe die "immerwährende Verantwortung", die Erinnerung an das Geschehene wachzuhalten, betonte die Ministerin.
In Plötzensee - heute eine Gedenkstätte - sind zwischen 1933 und 1945 fast 3.000 Menschen nach Unrechtsurteilen der NS-Justiz hingerichtet worden, unter ihnen 89 der Verschwörer vom 20. Juli. Das Totengedenken sprach Axel Smend, Sohn eines nach dem Attentat hingerichteten Offiziers und Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung 20. Juli 1944.
Ehrung für Ehepaar Klarsfeld
Für ihren jahrzehntelangen Einsatz bei der Aufarbeitung von NS-Verbrechen sind die Nazi-Jäger Beate und Serge Klarsfeld mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt worden. Die 76-jährige Klarsfeld und ihr drei Jahre älterer Mann bekamen die Orden bei einer Zeremonie in ihrem Wohnort Paris überreicht. Die deutsche Botschafterin in Frankreich, Susanne Wasum-Rainer, würdigte das "mutige" Engagement des Paares.
Die in Berlin geborene Beate Klarsfeld und ihr französischer Ehemann Serge waren maßgeblich am Aufspüren und an der Verurteilung einer Reihe von Nazi-Größen beteiligt. Besonderes Aufsehen erregte der Fall des Gestapo-Chefs von Lyon, Klaus Barbie. In Deutschland wurde Beate Klarsfeld vor allem durch die Ohrfeige bekannt, die sie 1968 dem damaligen Bundeskanzler Kurt-Georg Kiesinger (CDU) wegen dessen NS-Vergangenheit versetzte.
wl/jj (dpa, epd, kna)