Polizisten bei Bombenanschlag in Kairo getötet
9. Dezember 2016"Wir hörten die Explosion und als wir zum Anschlagsort eilten, sahen wir demolierte Polizeiautos und Polizisten mit abgerissenen Beinen." So beschreibt der Anwohner Abdel Hamid Abdullah einem Reporter der Nachrichtenagentur AP die Situation vor Ort. Insgesamt starben sechs Polizisten bei dem Anschlag, drei weitere wurden schwer, vier Zivilisten leicht verletzt.
Ziel des Attentats im westlichen Stadtteil Talibija war ein Polizeiposten an einer Straße, die zu den weltberühmten Pyramiden von Giseh führt. Der Sprengsatz wurde zu einem Zeitpunkt gezündet, zu dem sich wegen des Freitagsgebets verhältnismäßig wenig Menschen auf den Straßen aufhielten. Die Polizei riegelte das Gebiet um den Anschlagsort ab und suchte nach möglichen weiteren Sprengsätzen.
Sympathisanten der Muslimbruderschaft
In einer Internetbotschaft übernahm eine Untergrundgruppe namens "Hasm-Bewegung" die Verantwortung für den Anschlag. Die Organisation steht nach Erkenntnissen der Polizei mit der inzwischen verbotenenen Muslimbruderschaft in Verbindung, aus der auch der 2013 vom Militär gestürzte Präsident Mohammed Mursi hervorgegangen war.
In den vergangenen Monaten hat "Hasm" wiederholt Anschläge in Kairo verübt, darunter ein Attentat auf einen muslimischen Theologen sowie ein Autobombenanschlag gegen den stellvertretenden Generalstaatsanwalt. Beide blieben unverletzt.
Vor wenigen Tagen hatte das Innenministerium mitgeteilt, bei einem Polizeieinsatz im Süden des Landes seien drei Mitglieder der Hasm-Bewegung getötet worden.
Ägypten in Aufruhr
Der aktuelle Anschlag ist der blutigste seit einem halben Jahr. Im Mai starben acht Zivilpolizisten, als Bewaffnete das Feuer auf ihren Bus eröffneten. Damals reklamierte der ägyptische Ableger der Terrormiliz "Islamischer Staat" das Attentat für sich.
Ägypten steckt in einer sich stetig verschlimmernden wirtschaftlichen Krise. Präsident Abdel Fattah al-Sisi hat beim Internationalen Währungsfond einen 12-Milliarden-Dollar-Kredit beantragt und einschneidende Sparmaßnahmen im Land verhängt. Gegen diese regt sich zunehmend heftige Kritik in der Bevölkerung.
mak/jj (afp, rtre, ape, dpa)