Preis für Pressefreiheit für Yücel und Erdoğan
6. Oktober 2017"Gefängnis ist wie Krieg", sagte Asli Erdoğan am Freitag (06.10.2017) in Leipzig. "Die Erinnerung daran bleibt ein Leben lang". Die türkische Autorin weiß, wie es ist, in der Türkei in einem Gefängnis zu sitzen. Sie war wegen angeblicher Volksverhetzung vier Monate inhaftiert. Die Autorin, die zuletzt den Essayband "Nicht einmal das Schweigen gehört uns noch" veröffentlichte, wird den Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien am Abend persönlich in Leipzig entgegen nehmen. Eine Ausreisesperre gegen sie war erst vor wenigen Tagen aufgehoben worden. Die weltweite Solidarität habe ihr geholfen freizukommen.
Deniz Yücel sitzt weiterhin der Türkei in Haft
Deniz Yücel kann den mit 30.000 Euro dotierten Preis am Freitagabend nicht selbst in Empfang nehmen. Der Journalist sitzt weiterhin in einem türkischen Gefängnis in Haft. Er wurde im Februar festgenommen, als er sich freiwillig der Polizei in Istanbul gestellt hatte. Dem 44-Jährigen wird Terrorpropaganda und Volksverhetzung vorgeworfen. Nach den türkischen Notstandsdekreten wurde bei Vorwürfen wie Terrorismus und Spionage die maximale Untersuchungshaft von fünf auf sieben Jahre verlängert. Yücel drohen noch viele Jahre in Haft. Auf einen Prozess hat er nur wenig Aussicht. Nun wird Yücel in Abwesenheit geehrt.
Mit Deniz Yücel und Asli Erdoğan wurden nach Ahmet Altan (2009), Nedim Şener (2015) sowie Can Dündar und Erdem Gül (2016) erneut Preisträger gewählt, die durch die türkische Justiz unter Präsident Erdoğan bedroht werden oder bereits inhaftiert sind. Die Wahl der Preisträger ist eine Solidaritätsbekundung der Medienstiftung mit allen Journalisten in der Türkei, die wegen ihres Eintretens für eine freie Berichterstattung unterdrückt werden.
so/rey (edp/dpa)