Privatuni in der Krise
14. Februar 2014Die Bremer Politik wollte sie, und auch einige Wissenschaftler aus Bremen machten sich für sie stark: Die einzige private Volluniversität Deutschlands wurde 2001 gegründet. Ihre Studierenden kommen aus der ganzen Welt. Doch finanziell hinkt die Universität hinter ihren großen Zielen her.
In dieser Woche hat die Jacobs University ein Sanierungskonzept vorgelegt. Sie will sich verkleinern und in den kommenden vier Jahren fast jede vierte Stelle in Lehre und Verwaltung abbauen. Außerdem soll das Studienangebot schmaler werden und sich stärker an den Wünschen der Wirtschaft ausrichten. Dadurch erhofft sich die Uni von der Wirtschaft mehr bezahlte Stipendien für Studierende und mehr Forschungsaufträge für Doktoranden.
Zu wenige private Sponsoren
In akademischen Kreisen wird die private Jacobs University als wissenschaftlich durchaus erfolgreich bewertet. Sie kooperiert mit der Universität Bremen in der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern. In Hochschulrankings erhalten einzelne Fächer immer wieder gute Noten. Zudem lehrt die Jacobs University ausschließlich in Englisch.
Doch das finanzielle Konzept ist in der Vergangenheit nicht aufgegangen. Die Universität lebt sozusagen von der Hand in den Mund. Die laufenden Betriebskosten fressen jeglichen Kapitalstock auf. Das war einst anders gedacht. Die damalige Bremer Landesregierung hatte eine großzügige Anschubfinanzierung von rund 110 Millionen Euro genehmigt. Dem sollten zahlreiche Spenden aus der privaten Wirtschaft folgen.
Doch die private Wirtschaft zierte sich. Heiner Heseler, Staatsrat für Wirtschaft in Bremen, räumt ernüchtert ein: "Die Erwartung war: Man zahlt einmal in einen Kapitalstock ein, und dann lebt die Universität von dem Kapitalstock und weiteren privaten Sponsoren. Es hat beachtliches Sponsoring gegeben, aber bei weitem nicht ausreichend." So musste das Land Bremen in den vergangenen Jahren finanziell immer wieder einspringen.
Das Studienangebot ist kaum finanzierbar
Doch woran liegt es, dass die Jacobs University nicht aus den Negativschlagzeilen herauskommt, während etwa die privaten Hochschulen im Bundesland Nordrhein-Westfalen kürzlich sagen konnten, dass sich die Zahl ihrer Studierenden in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt hat? Laut Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft sind kleine, spezialisierte Fachhochschulen für die Bereiche Wirtschaft und Jura zunehmend erfolgreich. Sie legen ihren Schwerpunkt weniger auf die teure Forschung als auf die Lehre, die allein über Studiengebühren finanziert werden kann.
Die Jacobs University aber wollte von Anfang an mehr. Sie bietet ein breites Fächerspektrum, das sich mit staatlichen Universitäten messen lassen kann. Mit so kostenintensiven Fächern wie Ingenieurs- und Naturwissenschaften. Und die Jacobs-Uni betreibt in diesen Fächern sogar Forschung. Ihr zweites Standbein sind Geistes- und Sozialwissenschaften, die kaum Sponsoren aus der Wirtschaft anziehen. Und auf Spenden ehemaliger Studierenden, den Alumni, kann die noch junge Universität auch nicht setzen, ihre ersten Absolventen haben erst 2004 ihr Studium abgeschlossen.
Mäzen Jacobs springt ein
Vor sieben Jahren hatte man an der Jacobs Universität die Hoffnung, dass es aufwärts gehen könnte. Damals trat der ehemalige Bremer Kaffeeproduzent Klaus Jacobs als Mäzen auf die Bühne und sagte für die kommenden fünf Jahre 200 Millionen Euro aus seiner Schweizerischen Stiftung zu. Die Bedingung war, dass das Land Bremen ebenfalls 25 Millionen Euro gibt. Doch die Finanzkrise setzte auch der Universität zu. Damit wurde nichts aus dem geplanten Kapitalstock, von dessen Zinsen die Uni sich finanzieren wollte.
Land Bremen, Stiftung und Uni handeln Pakt aus
Jetzt gibt es ein neues Sanierungskonzept, aufgestellt vom Land Bremen, der Jacobs Foundation und der Jacobs University. Diesmal soll die Uni in naher Zukunft ohne staatliche Unterstützung auskommen. Bis dahin verspricht das Land für die kommenden fünf Jahre einen erneuten Zuschuss von 15 Millionen Euro. Und auch der Mäzen Junior Christian Jacobs will sich nach 2017 finanziell einbringen. Zugleich hofft er, dass seine Kollegen aus der Wirtschaft sich in Zukunft doch stärker als bisher bei der akademischen Ausbildung von jungen Menschen engagieren: "Ich glaube, wir müssen in Deutschland begreifen, dass Ausbildung und auch Forschung einen Wert hat. Und wir müssen die Menschen deutlich zielgerichteter ansprechen, die etwas von diesen Leistungen haben", so Jacobs.
Ob sich die Jacobs Foundation tatsächlich auch nach 2017 in Bremen engagieren wird, wird unter anderem vom Erfolg des jetzt eingeschlagenen Sanierungskurses abhängen. Die frisch gekürte Uni-Präsidentin Katja Windt ahnt, dass dies keine leichte Aufgabe wird. Aber sie gibt sich optimistisch: "Es ist ambitioniert, ja. Wir werden hier schwierige Zeiten haben, aber wir werden uns dem stellen."