Protest gegen Kolonialismus und Rassismus: Denkmäler auf der Kippe
Die weltweiten Anti-Rassismus-Proteste nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd befeuern den Streit über die Deutung der Kolonialzeit. In Europa und den USA werden Denkmäler beschädigt, geschleift oder entfernt.
Edward Colston - Held oder Rassist?
Streit um die Statue von Edward Colston in Bristol gab es in den vergangenen Jahren bereits vermehrt. Nun haben Demonstranten das Denkmal vom Sockel geholt und ins Hafenbecken geworfen. Colston arbeitete für die Königlich-Afrikanische Gesellschaft, die jährlich 5000 Menschen versklavte. Später ging er durch Spenden an Schulen und Krankenhäuser als Philanthrop in die Geschichte ein.
Robert Baden-Powell - der erste Pfadfinder der Welt
Aktivisten werfen Robert Baden-Powell, dem Erfinder der Pfadfinder-Bewegung, Rassismus, Homophobie und Bewunderung für Adolf Hitler vor. Seine Statue stand auf Brownsea Island in Südengland. Nach der Zerstörung erster Denkmäler im Zuge der Anti-Rassismus-Proteste hat die örtliche Verwaltung die Statue Baden-Powells vorsorglich selbst entfernt.
Leopold II. und das belgische Kolonialregime
Statuen von König Leopold II. gibt es einige in Belgien. Der Monarch, der das Land von 1865 bis 1909 regierte, errichtete im Kongo ein brutales Kolonialregime, das als eines der gewalttätigsten der Geschichte gilt. Mehrere Statuen Leopolds II. wurden besprüht. Diese hier in Ekeren, einem Vorort von Antwerpen, haben die Behörden erst einmal in ein Museumsdepot verfrachtet.
Christoph Kolumbus – zwischen Verehrung und Verachtung
Auch in den USA ist ein Streit um Denkmäler umstrittener Personen entbrannt. Der Zorn der Demonstranten richtet sich unter anderem gegen Kolumbus. Diese Statue des Seefahrers in Boston wurde enthauptet. Die Ureinwohner Nordamerikas lehnen die Verehrung Kolumbus' ab, da seine Expeditionen die Kolonisierung des Kontinents und den Völkermord an dessen indigener Bevölkerung erst ermöglichten.
Umstrittene Erinnerung: Kolumbus' Statue in Chile
Für die einen ist Kolumbus eine der bedeutendsten Personen der Weltgeschichte, für viele Menschen in Lateinamerika steht sein Name jedoch für den Beginn einer leidvollen Zeit. Aus Sicht der indigenen Bevölkerung ist der spanische Kolonialismus ein dunkles Kapitel ihrer Geschichte. Auch in Lateinamerika wurden in der Vergangenheit Statuen von Kolumbus zerstört oder beschädigt.
Jefferson Davis im Visier der Demonstranten
Jefferson Davis war Präsident der Konföderierten Staaten von Amerika und einer der führenden Politiker im Bürgerkrieg. Diese Statue von Davis wurde nun besprüht und abgerissen. Nancy Pelosi, Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, plädiert für die Entfernung weiterer Statuen von Vertretern der Konföderierten: Diese Männer seien für "Grausamkeit und Barbarei" eingetreten, sagte die Demokratin.
Robert E. Lee spaltet die USA
Auch diese Statue von Robert E. Lee, dem General der konföderierten Armee im amerikanischen Bürgerkrieg, soll in den nächsten Tagen entfernt werden. In Richmond, im US-Bundesstaat Virginia, wird das Denkmal auf Anordnung von Gouverneur Ralph Northam verschwinden. Viele Afroamerikaner sehen in den Statuen von Politikern und Soldaten der Konföderierten Symbole der Unterdrückung und Sklaverei.