Proteste überschatten Amerika-Gipfel
5. November 2005Vor Beginn des Gipfels hatten in Mar el Plata rund 40.000 Menschen friedlich gegen die USA und deren Plan protestiert, eine gesamtamerikanische Freihandelszone einzurichten. An der Abschlusskundgebung nahm auch das argentinische Fußball-Idol Diego Maradona teil. "Wir müssen Bush loswerden", sagte der Ex-Nationalspieler vor der jubelnden Menge. Auch der venezolanische Präsident Hugo Chávez, einer der vehementesten Kritiker des US-Präsidenten, war bei der Kundgebung anwesend
In der Nähe des Tagungshotels kam es später zu Krawallen, nachdem rund 300 größtenteils vermummte Demonstranten mit Steinen auf die Beamten geworfen hatten. Die Demonstranten zerschlugen Scheiben von US-Fastfoodketten und setzten eine US-Bankfiliale sowie ein Dutzend Geschäfte in Brand. 64 Menschen wurden nach Polizeiangaben festgenommen. Proteste gegen die Politik Bushs gab es auch in anderen Landesteilen Argentiniens.
Umstrittene Freihandelszone
Bush war bereits am Donnerstagabend in Mar del Plata eingetroffen, wo für die Dauer der Tagung rund 8000 Sicherheitsbeamte stationiert sind. Am vierten Amerika-Gipfel nehmen insgesamt 34 Länder teil. Der Gipfel steht unter schwierigen Vorzeichen. In Vorgesprächen konnten die Teilnehmer keinen Konsens über eine gesamtamerikanische Freihandelszone (Free Trade Area of the Americas, FTAA) erzielen. Während das Projekt von den USA, Kanada, Mexiko, Chile, Kolumbien und mehreren Karibikstaaten unterstützt wird, lehnt der so genannte Mercosur-Block um Argentinien, Brasilien, Uruguay und Paraguay das Vorhaben ab, unter anderem wegen der US-Einfuhrbeschränkungen im Agrarbereich.
Der mexikanische Präsident Vicente Fox sagte, die Verhandlungen über die FTAA könnten auch ohne Teilnahme der Kritiker fortgesetzt werden. 29 der 34 Staaten unterstützten eine solche Lösung, erklärte Fox in Mar del Plata.
Wachstum und Armutsbekämpfung
Der argentinische Präsident Nestor Kirchner äußerte sich während des Gipfels kritisch gegenüber den USA. Lateinamerika werde Einmischung der USA nicht länger dulden, sagte Kirchner. Die US-Politik habe in der Vergangenheit Not und Armut sowie "eine große soziale Tragödie" hervorgerufen, die zu institutioneller Instabilität beigetragen und den Sturz demokratisch gewählter Regierungen provoziert habe. Nach einem Treffen mit Kirchner sagte Bush, der Präsident sei "recht freimütig" gewesen.
Die Teilnehmer des Amerika-Gipfels wollten am Samstag ihre Beratungen abschließen. Unter dem Motto "Armutsbekämpfung durch Arbeit" ging es bei den Beratungen der 34 Staats- und Regierungschefs neben dem Thema "Freihandelszone" vor allem darum, wie das kräftige Wirtschaftswachstum Lateinamerikas auch den 200 Millionen Armen des Subkontinents zugute kommen kann.