Tibet-Konflikt
31. März 2008Begleitet von Protesten gegen das chinesische Vorgehen in Tibet ist das Olympische Feuer am Montag (31.3.08) auf seinem Weg von Athen in Peking angekommen. Bei einer Zeremonie auf dem Platz des Himmlischen Friedens hielt Staatschef Hu Jintao die Fackel in die Höhe und reichte sie dann dem Hürdenläufer und Olympiasieger Liu Xiang.
Dies war der Startschuss für einen Staffellauf über insgesamt 137.000 Kilometer, bei dem die Flamme durch 20 Staaten um die halbe Welt getragen wird. Erstmals soll das Olympische Feuer auch den höchsten Berg der Erde, den Mount Everest, erreichen. Es ist der bisher längste Fackellauf in der Geschichte der Olympischen Spiele.
Angst vor Protesten
Das große Sicherheitsaufgebot bei der Feier sollte anti-chinesische Demonstrationen wie etwa bei der Entzündung der Flamme im antiken Olympia verhindern. Sicherheitskräfte waren auf den Gebäuden rund um den Tiananmen-Platz zu sehen, die umliegenden Metrostationen waren geschlossen, um ungebetene Zuschauer fernzuhalten. Rund 5000 ausgewählte Chinesen waren eigens als Publikum für die Zeremonie auf den Platz gebracht worden.
Die Olympia-Organisatoren schlossen "aus Sicherheitsgründen" kurzfristig zwei Dutzend ausländische Medienorganisationen von der Zeremonie auf dem Platz des Himmlischen Friedens aus, darunter die Deutsche Presse-Agentur.
Tibet-Aktivisten geben nicht auf
Beim Auszug der Flamme aus Athen misslang es einer Gruppe von etwa 20 protibetischen Demonstranten, zu der Verabschiedungszeremonie ins Stadion zu gelangen. Vor dessen Toren aber machten sie mit Rufen wie "Rettet Tibet" und einem Transparent mit der Aufschrift "Stoppt den Völkermord in Tibet" auf ihr Anliegen aufmerksam. Die Polizei nahm 21 Personen vorübergehend fest. Im Stadion verfolgten 7000 chinesische und griechische Zuschauer, wie das griechische Olympia-Komitee die Fackel dem Pekinger Organisationskomitee überreichte.
Bei den andauernden Protesten von Exil-Tibetern in Nepals Hauptstadt Kathmandu sind am Sonntag erneut mehr als 100 Demonstranten festgenommen worden. Nach Berichten von Augenzeugen setzte die Polizei Schlagstöcke ein, um eine Kundgebung vor der chinesischen Botschaft aufzulösen. In der indischen Hauptstadt Neu Delhi protestierten am Sonntag etwa 200 Anhänger des Tibetischen Jugend-Kongresses für die Unabhängigkeit des Gebiets. Für Montag haben Tibet-Unterstützergruppen zu weltweiten Protesten aufgerufen.
Neue Proteste in Lhasa
Trotz massiver Sicherheitsvorkehrungen sind auch in Tibets Hauptstadt Lhasa neue Proteste aufgeflammt. Im Zentrum hätten am Samstag tausende Tibeter demonstriert, berichtete die exiltibetische Regierung. Kurz zuvor hatten in China akkreditierte Diplomaten aus 15 Ländern einen eintägigen, organisierten Besuch in Lhasa ohne konkrete Ergebnisse beendet.
Der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao bekräftigte derweil den Standpunkt der Volksrepublik, der Dalai Lama müsse als Vorbedingung für einen Dialog das Streben nach Unabhängigkeit aufgeben und erklären, dass Tibet und Taiwan untrennbar zu China gehörten. Der Friedensnobelpreisträger bezeichnete seinerseits die Pekinger Siedlungspolitik in Tibet als "demografische Aggression", die eine Art "kultureller Völkermord" sei. (leix)