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Pussy Riot: Eine kommt frei

10. Oktober 2012

Überraschende Wende in Moskau: Ein Berufungsgericht hat entschieden, dass eine der drei Sängerinnen der Punkband Pussy Riot freikommt. Ihre zwei Kolleginnen müssen für je zwei Jahre ins Gefängnis.

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Die drei Mitglieder der Punk-Band Pussy Riot vor dem Berufungsgericht (Foto: AP)
Pussy Riot Berufungsverhandlung Moskau 10.10.2012Bild: AP

Zur Begründung für die überraschende Entscheidung erklärte das Gericht, das Urteil gegen die Sängerin Jekaterina Samuzewitsch (links im Bild) sei aufgehoben worden, weil sie von Wachleuten aus der Kathedrale geworfen worden sei, bevor die restlichen Bandmitglieder mit der Protestaktion in der Kirche begonnen hatten. Die Strafe der 30-Jährigen wurde zur Bewährung ausgesetzt.

Die Anwältin von Samuzewitsch konnte darlegen, dass ihre Mandantin nicht an dem "Punk-Gebet" der Musikgruppe teilgenommen hat. Sie habe es nicht einmal geschafft, ihre Gitarre auszupacken, so schnell sei sie von den Wachleuten ergriffen worden, so die Anwältin. An dem "Rowdytum", für das die Musikerinnen später verurteilt wurden, sei Samuzewitsch also gar nicht beteiligt gewesen.

Weniger Glück hatten die beiden anderen Angeklagten in dem spektakulären Prozess. Hier bestätigte das Gericht die zweijährige Haftstrafe gegen die beiden Sängerinnen Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Aljochina.

Kleine Überraschung im Pussy- Riot-Verfahren

Putin lobt Verfahren

Ein Gericht hatte die drei Musikerinnen Mitte August wegen "Rowdytums aus religiös motiviertem Hass" zu je zwei Jahren Straflager verurteilt. Das Trio hatte im Februar mit einem "Punk-Gebet" in einer Moskauer Kathedrale gegen die Politik des heutigen russischen Präsidenten Wladimir Putin protestiert.

Die Verteidigung hatte den Prozess als politisch motiviert kritisiert und beantragt, alle seit März inhaftierten Aktivistinnen freizulassen. Verteidigerin Violetta Wolkowa forderte ein unabhängiges Gutachten über das Protestgebet in der Kirche. Das Gericht ignoriere, dass es sich um einen politischen Protest handele und nicht um religiösen Hass.

Putin hatte zuletzt die Inhaftierung und das Vorgehen des Gerichts ausdrücklich gelobt. Ministerpräsident Dmitri Medwedew hingegen forderte Mitte September eine mildere Strafe für die drei angeklagten Frauen. Sie weiter in Gefangenschaft zu halten sei "unproduktiv", sagte er.

Protestlesung für Pussy Riot

Die Frauen sind von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International als politische Gefangene anerkannt. Das Urteil gegen die Punkband war international auf Kritik gestoßen. Das EU-Parlament nominierte Pussy Riot am Dienstag als einen von drei Kandidaten für den Sacharow-Menschenrechtspreis.

Internationale Schriftsteller riefen nach der Verurteilung der Musikerinnen am Mittwoch zu einer weltweiten Protestlesung gegen das "System Putin" auf. Am 12. Dezember sollen in Kultur- und Bildungseinrichtungen sowie in Medien Passagen aus den Äußerungen von Pussy Riot vor Gericht vorgelesen werden.

vf/kle/se (dpa, dapd, afp)