Putin bringt Atomkraft nach Ägypten
10. Februar 2015Mit russischer Hilfe will Ägypten sein erstes Atomkraftwerk bauen. Beim Besuch des russischen Staatschefs Wladimir Putin in Kairo sei eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet worden, teilte der ägyptische Präsident Abdel Fattah Al-Sisi mit. Das Kraftwerk soll in der Region Dabaa im Norden des Landes entstehen. Bereits im Jahr 2008 hatten Russland und Ägypten eine Kooperation bei der friedlichen Nutzung der Atomenergie vereinbart.
Es gehe um den Bau eines hochmodernen Kraftwerks mit vier Blöcken, von denen jeder eine Leistung von 1200 Megawatt haben werde, sagte der Generaldirektor der Atomenergiebehörde Rosatom, Sergej Kirijenko, der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Russland sei bereit, Ägypten einen Kredit für den Bau zu gewähren.
Kairos Schwenk nach Osten
Zugleich wollten beide Länder ihre miltärische Zusammenarbeit intensivieren, kündigte der ägyptische Staatschef bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Putin im Präsidentenpalast an. Ob dazu - entgegen der Erwartung von Beobachtern - auch Waffenlieferungen gehören, blieb zunächst unklar.
In den vergangenen Jahrzehnten war Ägypten vor allem mit den USA eng verbündet. Inzwischen gilt Russland als einer der wichtigsten Partner Ägyptens. Washington hatte nach dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi durch die Armee 2013 seine Militärhilfe für Ägypten - damals 1,3 Milliarden US-Dollar jährlich - eingeschränkt. Seitdem bemüht sich Kairo um Moskau. Auch im Anti-Terrorkampf wollen Russland und Ägypten enger zusammenarbeiten.
Botschaft an den Westen
Nach einem Besuch Al-Sisis in der russischen Stadt Sotschi im Sommer 2014 ist dies bereits das zweite Treffen der beiden Präsidenten. Bei seiner Kairo-Visite überreichte der russische Staatschef seinem Amtskollegen, einem ehemaligen General und Geheimdienstchef, als symbolträchtiges Geschenk eine Kalaschnikow. Kairo hat großes Interesse an russischem Kriegsgerät wie Luftabwehrsystemen und Panzerabwehrraketen.
Putin nutzte seinen Besuch, um von Nordafrika aus Botschaften an den Westen zu senden, der Russland wegen dessen Ukraine-Politik zunehmend isoliert. In einem Interview mit der ägyptischen Staatszeitung "Al-Ahram" hatte Putin am Montag das Vorgehen der von den USA angeführten Anti-Terror-Allianz kritisiert. Erst durch "plumpes und unverantwortliches Eingreifen von außen" sei die Lage im Irak und in Syrien zu dem geworden, was sie heute sei, so die Sicht des Kreml-Chefs.
jj/mak (dpa, afp)