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Ramadan - Fußball-Stars müssen nicht fasten

Stefan Dege28. Juni 2014

Am Wochenende beginnt für Muslime der Fastenmonat Ramadan. Zeitgleich geht die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien ins Achtelfinale. Das Klima ist heiß. Zu heiß fürs Fasten?

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Brasilien Fußball WM 2014 Fotos von AFP-Fotograf Jewel Samad Argentinien Training
Bild: Jewel Samad/AFP/Getty Images

Wenn am Wochenende die schmale Neumondsichel über dem Abendhorizont erscheint, bricht für Millionen Muslime eine heilige und harte Zeit an. Nach islamischer Tradition soll ein Muslim während des Ramadan von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Essen, Trinken, Rauchen und Sex verzichten. Zumindest der Trinkverzicht dürfte vielen Sportlern schwer fallen, ganz besonders den Fußballstars bei der WM in Brasilien.

Von Samstag an werden die WM-Spiele jeweils um 13 und 17 Uhr angepfiffen. "Dann", so hat die katholische Nachrichtenagentur KNA recherchiert, "sagen die Wetterfrösche für Fortaleza Temperaturen um die 30 Grad, strahlenden Himmel und eine Luftfeuchtigkeit von 50 Prozent voraus." Weil die Sonne in Nordbrasilien gegen 5.40 Uhr aufgehe, müsse ein muslimischer Spieler seine letzte Stärkung bis zu zwölf Stunden vor dem Match zu sich nehmen, rechnet der Bericht vor.

Fasten nicht ohne Leistungseinbußen

Was also kommt auf die muslimischen Spieler zu? In der deutschen Mannschaft müssen sich mindestens Mesut Özil und Sami Khedira diese Frage stellen – und Konsequenzen ziehen, meint der Kölner Sportmediziner Markus de Marées: "Wenn Fasten bedeutet, zwölf Stunden lang keine Flüssigkeit aufzunehmen, dann ist das schwer vorstellbar." Bei 32 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent könne man sportliche Hochleistungen "nicht ohne gravierende Leistungseinbußen" vollbringen.

Was passiert, wenn der Körper eines Sportlers unter diesen Klimabedingungen keine Nahrung und keine Flüssigkeit aufnimmt, erklärt der Experte so: "Nicht der Verzicht auf Nährstoffe und Energie ist das Problem. Limitierender Faktor ist der Mangel an Flüssigkeit." Der Körper heizt auf und erreicht – unter brasilianischen Verhältnissen - kritische Temperaturen bis zu 40 Grad. Während des Spiels verliert ein Spieler bis zu sechs Liter Flüssigkeit. De Marées warnt: "Das kann für die Spieler richtig gefährlich werden."

Allah will erleichtern, sagt der Koran

Der Deutsche Fußballbund (DFB) will Özil und Khedira jedoch keine Vorschriften machen. "Das ist die Privatangelegenheit der Spieler", ließ DFB-Pressesprecher Jens Grittner erklären. Ähnlich sieht das Islamwissenschaftler Bekir Alboga. Er ist bei der Türkisch-islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) zuständig für interreligiösen Dialog und zitiert den Koran. "Allah will erleichtern und nicht erschweren!" Wenn Muslime auf Reisen seien, erlaube ihnen Allah, auf das Fasten im Ramadan zu verzichten. "Die Fastentage können sie später nachholen."

Ausnahmen von der Fastenregel sind also möglich – in eigener Verantwortung. "Ohnehin", glaubt der Islamgelehrte Alboga, "wissen die muslimischen Spieler von dieser Erleichterung Allahs nach dem Koran. Sie werden sich individuell entscheiden." Der deutsche Spieler Özil liess die Öffentlichkeit wissen: "Ich kann leider da nicht mitmachen, weil ich halt arbeite, und deswegen kommt das auch nicht infrage." Ob der Ramadan sich bei dieser WM als Wettbewerbsnachteil erweist, werden also die kommenden Tage zeigen.