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Rassismus: Alltag im Fußballstadion?

17. September 2006

In Deutschlands Fußballarenen greift der Rassismus um sich - und das Phänomen beschränkt sich nicht länger auf untere Ligen. Der Fußball-Weltverband FIFA und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wollen hart durchgreifen.

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In Aachen Ziel von Schmährufen: der Brasilianer Kahê (l.)Bild: PA/dpa

Rassistische Schmährufe werfen einen dunklen Schatten auf den deutschen Spitzenfußball und haben auch DFB-Präsident Theo Zwanziger auf den Plan gerufen. Schiedsrichter Michael Weiner drohte beim Bundesliga-Derby zwischen Alemannia Aachen und Borussia Mönchengladbach (4:2) am Samstag (16.9.) mit einer mehrminütigen Unterbrechung, weil der brasilianische Gäste-Stürmer Kahê aus dem Aachener Fanblock als "Asylant" beschimpft worden war. Eine Woche zuvor hatten Zuschauer beim DFB-Pokal-Spiel des FC Schalke 04 beim Oberligisten FC Hansa Rostock II den deutschen Nationalspieler Gerald Asamoah mit Affengeräuschen beleidigt.

"Vereine sind mitschuldig"

"Die Vereine machen sich mitschuldig", sagte DFB-Chef Zwanziger dem "Tagesspiegel". "Sie können sich nicht länger damit herausreden, dass es sich bei rechtsradikalen und rassistischen Ausfällen um die Aktionen einiger weniger Störenfriede handle. Sie tragen die Verantwortung und müssen auch mit Konsequenzen leben - bis hin zum Punktverlust", sagte Zwanziger.

Der Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes hatte am 8. September die Grundlage für Bestrafungen nach rassistischen Vorfällen geschaffen. Entsprechend der Richtlinien des Weltverbands FIFA will der DFB künftig "diskriminierenden und menschenverachtenden Verhaltensweisen" entgegentreten. Dabei drohen Spielern oder Offiziellen Sperren und Geldstrafen. Vereine können für Fehlverhalten ihrer Fans mit Punktabzug und sogar Ausschluss aus dem Wettbewerb bestraft werden.

Neue Instruktionen

In Aachen ließ Referee Weiner über die Stadion-Lautsprecher verkünden, dass er das Spiel kurzfristig aussetzen werde, sollte der Brasilianer Kahe weiter beleidigt werden. Weiner erklärte später, dass es während der vergangenen Woche neue Instruktionen für die Unparteiischen durch den Schiedsrichter-Ausschuss beim Umgang mit rassistischen und diskriminierenden Vorkommnissen gegeben habe. Demnach hätten sich die Unparteiischen darauf geeinigt, in solchen Fällen mit beiden Mannschaften den Platz zu verlassen, damit sich das Publikum "besinnen" könne.

"Rassismus hat im Fußballstadion nichts zu suchen. Deshalb haben wir die Schiedsrichter noch einmal darauf hingewiesen, solche Schmährufe nicht zu dulden", sagte Volker Roth, Vorsitzender des Schiedsrichter-Ausschusses des DFB, am Sonntag der dpa. Roth lobte das Vorgehen Weiners als richtig. Er wollte sich aber nicht zu einer möglichen Strafe gegen die Aachener äußern: "Das ist Sache des DFB-Kontrollausschusses."

Empfindliche Strafe

Asamoah in Rostock
Affengeräusche gab's in Rostock für Gerald AsamoahBild: AP

Zweitligist Hansa Rostock war nach verbalen Verunglimpfungen gegen Schalke-Angreifer Asamoah im Pokalspiel bei der zweiten Mannschaft der Rostocker vom DFB-Sportgericht am Freitag eine Geldstrafe von 20.000 Euro auferlegt worden - die höchste Geldstrafe aller Zeiten im Kampf gegen Rassismus. Zudem wurde Hansa Rostock II zu einem "Geisterspiel" in der Oberliga Nordost (Gruppe Nord) unter Ausschluss der Öffentlichkeit verurteilt.

DFB-Präsident Zwanziger begrüßte das Urteil und sagte, es sei "eine unverschämte Frechheit, diesen Menschen allein wegen seiner Hautfarbe von den Tribünen zu verletzen". In den Stadien sollte ein faires und tolerantes Klima "selbstverständlich" sein - "egal in welcher Spielklasse". (wga)