Rauchsäule über Präsidentenpalast
1. April 2011Im Kampf um die Macht in der Elfenbeinküste gewinnt der international anerkannte Präsident Alassane Ouattara weiter an Boden. Über dem Platz vor dem Präsidentenpalast in der Millionenstadt Abidjan stand am Freitag (01.04.2011) eine Rauchsäule. In dem Präsidentensitz haben sich Anhänger des langjährigen Machthabers Laurent Gbagbo angesichts der vorrückenden Truppen Ouattaras verschanzt. Bevor die Rauchsäule aufstieg, war eine laute Detonation zu hören gewesen. In der Nähe waren Bewaffnete zu sehen.
Gbagbos Verbleib war nach Medienberichten unklar. Ouattara-Sprecher Patrick Achi sagte der Agentur Reuters, man wisse nicht, ob Gbagbo sich in seiner Residenz aufhalte. Der französische Botschafter in Abidjan, Jean-Marc Simon, sagte dem Sender France-Info: "Niemand weiß, wo er [Gbagbo] sich aufhält." Und die Zeitung "Le Monde" berichtete in ihrer Online-Ausgabe: "Gbagbo scheint in der Nacht den Präsidentenpalast verlassen zu haben." Sein Aufenthaltsort sei unbekannt.
Ouattaras Truppen waren in der Nacht zum Freitag nach Abidjan eingerückt. In der Nähe der Residenz von Gbagbo kam es nach Angaben von Einwohnern zu Gefechten. Dabei sollen auch schwere Waffen eingesetzt worden sein.
Landesgrenzen geschlossen
Auch am Sitz des Staatsfernsehens, das bisher loyal zu Gbagbo stand, gab es stundelange Gefechte. Später sei das Fernsehen nicht mehr zu empfangen gewesen, berichteten Einwohner. Ouattara ordnete außerdem an, die Landesgrenzen zu schließen. Bis auf weiteres seien die Grenzen zu Lande, zu Wasser und in der Luft geschlossen, teilte das Innenministerium am Donnerstag mit. In Abidjan wurde eine nächtliche Ausgangsperre verhängt.
Die Kontrolle über den Flughafen von Abidjan übernahm unterdessen die UN-Mission in der Elfenbeinküste (UNOCI). Der Flughafen sei friedlich übergeben worden, teilte ein UNOCI-Sprecher mit. Ouattaras Anhänger rücken seit vier Tagen erfolgreich gegen die Truppen von Gbagbo vor. Am Mittwoch hatten sie die Landeshauptstadt Yamoussoukro eingenommen. Ein Rücktritts-Ultimatum ließ Gbagbo jedoch verstreichen. Amnesty International befürchtet nun eine "humanitäre Katastrophe" in Abidjan. "Die Konfliktparteien müssen sofort damit aufhören, die Zivilbevölkerung ins Visier zu nehmen", forderte die Menschenrechtsorganisation.
Flüchtlinge und Tote
Der Machtkampf an der Elfenbeinküste hatte nach der Präsidentschaftswahl im vergangenen November begonnen, als sich Amtsinhaber Gbagbo weigerte, die Wahl von Ouattara zu akzeptieren. Die internationale Gemeinschaft erkannte Ouattara schließlich als Wahlsieger an.
Jegliche Vermittlungsbemühungen blieben jedoch erfolglos. Bei Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern beider Lager kamen nach Regierungsangaben bislang 472 Menschen ums Leben. Eine Million Menschen ist laut Vereinten Nationen auf der Flucht.
Autor: Dirk Eckert / Herbert Peckmann (afp, dpa, rtr)
Redaktion: Martin Schrader