Raus aus Bengasi!
25. Januar 2013Deutschland, Großbritannien und die Niederlande forderten ihre Bürger zum sofortigen Verlassen Bengasis auf. Es lägen Hinweise auf eine "unmittelbare konkrete" Bedrohung westlicher Staatsangehöriger in der Hafenstadt vor, heißt es in fast gleichlautenden Erklärungen aus Berlin, London und Den Haag.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle sprach von einer "ernsten und delikaten Lage". Die Warnung sei aufgrund von "verschiedenen Hinweisen" erfolgt. Konkreter wurde Westerwelle nicht. Das Auswärtige Amt geht von nur wenigen Deutschen in Bengasi aus, konnte aber keine genaue Zahl nennen.
Libyen ist "erstaunt"
Die libysche Regierung sieht indes keine Gefahr. Die Berichte entbehrten jeder Grundlage, hieß es aus Tripolis. Vize-Innenminister Abdallah Massud reagierte mit "Erstaunen" auf die Warnung. Bengasi habe zwar schon seit Monaten mit "Sicherheitsproblemen" zu kämpfen, doch gebe es keine "neuen Erkenntnisse".
In der mit rund 700.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt Libyens waren bei einem Terroranschlag auf das US-Konsulat am 11. September vergangenen Jahres Botschafter Christopher Stevens und drei weitere US-Diplomaten getötet worden. Die USA machten Islamisten für die Tat verantwortlich, die genauen Umstände sind jedoch weiter unklar. Mitte Januar feuerten Unbekannte in Bengasi Schüsse auf den italienischen Konsul Guido De Sanctis ab. Dank der Panzerung seines Dienstwagens blieb er unverletzt.
Rache für Mali-Einsatz
Vorige Woche waren bei einem Geiseldrama im Nachbarland Algerien rund 70 Menschen getötet worden. Der Angriff islamistischer Kämpfer auf eine Gasförderanlage in der Wüste war nach deren Angaben eine Reaktion auf die französische Militärintervention im westafrikanischen Mali. Dort versuchen französische und afrikanische Truppen derzeit, den von Islamisten beherrschten Norden Malis wieder unter die Kontrolle der malischen Regierung in Bamako zu bringen.
wa/mak (dpa, afp)