Die Laute ist ein Lied
18. Mai 2009Er erinnere sich noch genau an den Moment, als er zum ersten Mal eine Laute gesehen habe, erzählt Karamazov. Und er schwärmt von seinem Instrument, seiner Schönheit, seinem Klang. Dabei hat der Bosnier klassische Gitarre studiert und findet Laute spielen sehr viel schwieriger.
Ein Stück Holz
Seit 1992 spielt Karamazov nun Laute und übt bis zu zehn Stunden am Tag, damit "aus dem Stück Holz" die Musik erklingt, die der Komponist sich vorgestellt hat. Für ihn ist die Laute ein sehr modernes Instrument und nicht irgendein Objekt, das im Museum ehrfürchtig bestaunt wird. Und weil ihn die klassische Welt des Studierens dann irgendwann genervt hat, hat er sich eben auch in südeuropäische Fußgängerzonen gesetzt, um mit dem feinen Klang gegen den Lärm der Welt anzuspielen. Oder er begibt sich in Klausur, um mit anderen zusammen ein ausgefallenes Repertoire zu erarbeiten.
Karamazov und Sting
Es begann mit einer fixen Idee: Ursprünglich wollte Karamazov Sting als Sänger auf einem Album mit Werken von Benjamin Britten und Bach haben. Daraus wurde zwar nichts - aber zwei Jahre später funkte es. Karamazov traf Sting bei einem Konzert in Frankfurt und spielte ihm Bach vor. Sting war begeistert: "Lass uns was zusammen machen", und es entstanden die "Songs From The Labyrinth" - eine Widmung an den englischen Renaissancekomponisten John Dowland.
"Ich kann nicht mehr singen"
Die amerikanische Sängerin Renée Fleming ist - wie Karamazov erzählt - die Einzige, für die er jemals seine Laute blank poliert und ihr neue Saiten aufgezogen hat. So viel Respekt hat er vor ihrer Stimme. Und doch dauerte diese Zusammenarbeit nur kurz, denn Renée Fleming war von der Musik aus Purcells "Dido und Aeneas" so gerührt, dass ihr nach nur zwei Takten die Stimme versagte. Und als ob es Karamazov um ausgelichende Gerechtigkeit ginge, hat er für die Produktion der CD "The Lute is a song" außer Renée Fleming zum Pop-Sänger Sting und zum Countertenor Andreas Scholl auch noch die mazedonische Popkünstlerin Calliope eingeladen. Das Ergebnis: Neuinterpretationen aus dem Pop, Folk und der Renaissance bieten Klangfarben, die man von einer Laute kaum erwarten würde.
Autorin: Gudrun Stegen
Redaktion: Matthias Klaus