1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Worum geht es?

8. Januar 2011

Wenn der Süd-Sudan ab dem 9. Januar über seine Unabhängigkeit abstimmt, dann könnte ein langer Konflikt befriedet werden. Zwei Bürgerkriege haben das afrikanische Land zerrüttet. Viel dreht sich ums Öl.

https://p.dw.com/p/zs0e
Mann mit Flagge im Sudan (Foto: AP)
Hoffnung auf ruhige Zeiten ohne KriegBild: AP

Die Bevölkerung des Nord-Sudan ist zum Teil islamisch und im Vergleich hellhäutiger, während die Bevölkerung des Südens hauptsächlich christlich und aus schwarzafrikanischen Völkern stammt. Manche Nord-Sudanesen betrachten sich gegenüber den Süd-Sudanesen als überlegen. Im 19. Jahrhundert machten sogar Sklavenhändler aus dem Norden im Süden Jagd nach Menschen und brachten sie als Sklaven heim. Um diesem Treiben einen Riegel vorzuschieben, verwaltete die damalige Kolonialmacht Großbritannien den Norden und den Süden getrennt. Im Süden wurde etwa Englisch statt Arabisch als Amtssprache verwendet, und christliche Missionare durften ihrer Arbeit nachgehen.

Pläne für die Unabhängigkeit des Sudans gingen anfänglich nach dem Zweiten Weltkrieg in die Richtung, den Süd-Sudan als eigenständiges Gebiet unabhängig werden zu lassen oder auch an das südlich benachbarte Uganda anzuschließen. 1947 auf der sogenannten Dschuba-Konferenz beschlossen jedoch Vertreter des Nord-Sudan und der Kolonialmacht Großbritannien, dem Nordsudan auch die Provinzen des Südsudans zuzusprechen. Die Süd-Sudanesen waren in diese Entscheidung nicht eingebunden - sie waren auf der Konferenz nicht einmal anwesend.

Süd-Sudan bleibt außen vor

Aufgrund dieser Vereinbarung baute der Nord-Sudan Verwaltung und Militär im Süd-Sudan aus, was zu Konflikten mit den dortigen Volksstämmen führte, die nun noch weniger an der Machtausübung im Süd-Sudan beteiligt waren. Auch eine Beteiligung an der Verwaltung und Regierung des Gesamtgebildes Sudan war Süd-Sudanesen weitgehend verwehrt. Als der Sudan 1956 die Unabhängigkeit erlangte, brach dieser Konflikt großflächig aus und es kam zum Bürgerkrieg zwischen Nord- und Südsudan.

Wahlzettel für das Referendum (Foto: dpa)
Der Wahlzettel für das Referendum: Die Analphabetenrate ist hoch im LandBild: picture alliance/dpa

Der erste Bürgerkrieg dauerte von 1955 bis 1972, der zweite von 1983 bis 2005. Die beiden Bürgerkriege zerrütteten das Land nachhaltig. Im Friedensabkommen von 2005 wurde eine zukünftige Abstimmung über eine Unabhängigkeit des Süd-Sudan fixiert. Für gut acht Millionen Menschen im Süden des Landes geht es nun am 9. Januar um ihre Zukunft. Sechs Jahre nach dem Friedensschluss dürfen sie entscheiden, ob sie sich vom muslimisch-arabisch geprägten Norden loslösen wollen. Die meisten Beobachter erwarten ein Votum zur Abspaltung des Südens vom Norden.

Wer bekommt das Öl?

Südsudans designierter Präsident Salva Kiir (Foto: AP)
Südsudans designierter Präsident Salva KiirBild: AP

Problemfelder aber bleiben. Unklar ist, was aus den Ölgewinnen wird. Schließlich ist das Land der drittgrößte Förderer Afrikas - das meiste Öl liegt im Süden. Dies sei der Hauptgrund, warum der Norden die potentielle Abspaltung des Südens nicht gerne sehe, sagt Marina Peter vom "Sudan Focal Point Europe". Doch der Norden hat ein Druckmittel gegenüber der Regierungspartei im Süden, während der Großteil des schwarzen Goldes im Süden liegt, führt die einzige Pipeline zum Hafen in Port Sudan - und der liegt im Norden.

Ein weiteres Problem sind der künftige Grenzverlauf sowie die Frage, wie mit den Staatsschulden des noch vereinten Landes verfahren werden soll. Auch muss die ölreiche Region Abyei noch darüber entscheiden, ob sie zum Norden oder zum Süden gehören will.

Auch die Frage der Staatsbürgerschaft ist noch ein Streitpunkt. Welchen Pass bekommen Süd-Sudanesen, die während des Krieges in den Norden geflüchtet sind? Wie werden die Nord-Sudanesen im Süd-Sudan behandelt?

Autor: Arne Lichtenberg (mit dpa, kna)
Redaktion: Kay-Alexander Scholz