Reformation und Renaissance - als die Kunst sich wandelte
Mit rund 120 Gemälden, Zeichnungen, Skulpturen und Schatzkunst zeichnet die Ausstellung im Los Angeles Museum of Art ein facettenreiches Bild des 16. Jahrhunderts.
An Luther führt kein Weg vorbei
Dieses Porträt des Reformators Martin Luther entstand 1532 in der Cranach-Werkstatt zu Wittenberg. Lucas Cranach d. Ä und sein Sohn, Lucas Kranach d. J. haben ein Vermögen mit ihren Gemälden verdient. Mit den zahlreichen Porträts von Luther und seinen Mitstreitern gaben beide den zunächst religiösen Umwälzungen an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit ein Gesicht.
Dürers Meisterhand
Gemälde entstanden bei den Cranachs zumeist in "Massenproduktion". Mehr als 5000 Bilder, so schätzen Fachleute, haben ihre Werkstatt verlassen. Dort arbeiteten sie zum Teil mit Schablonen. Dieses Bild hingegen entstammte 1526 der Meisterhand von Albrecht Dürer. Es zeigt Jakob Muffel, Spross einer der ältesten Patrizierfamilien Nürnbergs. Dürers detaillierter Stil wirkt fast fotorealistisch.
Farblos, aber aussagekräftig
Im Jahr 1519 schuf Hans Brosamer diesen Holzschnitt, die polemische Darstellung "Die sieben Köpfe Luthers" als Titelblatt für ein Pamphlet. Jeder dieser Köpfe hat einen anderen Namen. Gleichzeitig wird Luther in dieser Darstellung als Antichrist diffamiert. Denn die Bestie in der Apokalypse hat ebenfalls sieben Köpfe.
Religiöses zuerst
Die abendländische Glaubenswelt im Mittelalter war rein christlich geprägt. Es war üblich fast ausschließlich biblische Begebenheit und Zusammenhänge darzustellen. Solche Bilder hatten auch einen pädagogischen Wert, denn lesen und schreiben konnte das einfache Volk kaum. Dieses Gemälde von Lucas Cranach d. Ä. heißt "Der Zug der Israeliten durch das Rote Meer". Entstanden ist es 1530.
Geniales aus Hoz
Wer diese Wandfigur der Muttergottes aus Tauberbischofsheim betrachtet, mag erahnen, wie talentiert ihr Schöpfer ist. Tilmann Riemenschneider (ca. 1460 – 1531) ist einer der bedeutendsten Bildschnitzer und Bildhauer am Übergang von der Spätgotik zur Renaissance. Er schuf stattliche Altäre, hin und wieder aber auch Profanes. Besonders auffällig sind die ausdrucksstarken Gesichtszüge seiner Figuren.
Teuflische Geheimtreffen
In der frühen Neuzeit existierte die Vorstellung, dass sogenannte Hexen und Hexer mit dem Teufel regelmäßige, geheime, nächtliche Treffen haben, bei denen es keineswegs züchtig zugeht. Sie wurden als Hexensabbat oder Teufelstanz bezeichnet. Hans Franck malte diesen "Hexensabbat" 1515, in Tusche auf grau grundiertem Papier
Mehr Freiheit in der Kunst
Trotz vieler Umbrüche bringt die Renaissance zahlreiche Neuerungen hervor. So werden Kunstwerke aus ihren religiösen Zusammenhängen befreit, entfalten ihre eigenen ästhetischen Qualitäten. Damit bricht ein neues Zeitalter an, in dem das autonome Kunstwerk und der eigenständige Künstler eine zentrale Rolle spielen. Ein gutes Beispiel: der "Kopf eines schreienden Kindes" von Matthias Grünewald.
Schatzkunst
Es bedarf schon eines wertvollen Inhalts für diese Prunkkassette, um deren Wert an sich aufzuwiegen. Sie stammt vermutlich aus der Nürnberger Werkstatt von Wenzel Jamnitzer. Die Materialien dieser Schatzkunst: Kupfer und Messing, vergoldet und Silber. Jamnitzer ist einer der berühmtesten Goldschmiede seiner Zeit. Alle deutschen Kaiser nahmen seine Dienste in Anspruch.
Gut gerüstet
Dieser Riefelharnisch gehörte Fürst Wolfgang von Anhalt-Köthen. Entstanden ist er zwischen 1520 und 1530. Eisen geschmiedet (natürlich nicht rostfrei), getrieben und geätzt. Die Rüstung bringt gut 27 Kilogramm auf die Waage und war bei Fertigstellung beinahe schon ein Auslaufmodell. Angesagt war in der frühen Neuzeit der Plattenpanzer, den ein Harnischfeger auf Hochglanz polierte.
Kniefall vor den deutschen Renaissancekünstlern
"Renaissance and Reformation: German Art in the Age of Dürer and Cranach" - unter diesem Titel feiert die Ausstellung die Kunst der deutschen Renaissance. Das Los Angeles Country Museum zeigt bis 26. März Werke aus den Staatlichen Museen zu Berlin, den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und drt Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München.