Ein Glückssucher - und Gentleman?
15. August 2014Sein Name ist Benko, René Benko. Der 37-jährige Österreicher hat die Karstadt-Kette - wie schon sein Vorgänger Nicolas Berggruen - für einen symbolischen Euro übernommen. Ein Euro, der ihm 83 Warenhäuser sichert. Ein Euro, der ihm die Verantwortung für rund 17.000 Mitarbeiter auferlegt.
Glaubt man den Bildern, so führt Benko, dessen smartes Äußeres an den berühmtesten Spion der Filmgeschichte James Bond erinnert, heute das Leben eines Popstars. Die Biografie des Sohnes einer Beamtenfamilie liest sich wie die eines russischen Oligarchen - oder aber, je nach Sichtweise, wie der fleischgewordene Amerikanische Traum.
Der neue Herr der Karstadt-Kette hat die Karriere eines Glückssuchers hinter sich: Zwischen dem Schulabbrecher von früher und dem vielfachen Millionär von heute lag die Gründung einer Firma, der auf über fünf Milliarden geschätzten Immobilienforma Signa Holding.
Der Beirat des in Innsbruck ansässigen Unternehmens liest sich wie ein Who's Who der, nun gut, der Alpenrepublik eben: Selbst der ehemalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, der Vater aller Unternehmensberater Roland Berger und der ehemalige österreichische Bundeskanzler Alfred Gusenbauer sitzen darin.
Inzwischen hält der griechische Reeder George Economou etwa die Hälfte der Anteile, doch zieht Benko weiterhin - über eine Privatstiftung, die 50 Prozent plus eine Stimme hält - die Strippen.
Who's Who der Alpenrepublik
Bereits mit Anfang Zwanzig wurde Benko mit Signa zum Unternehmer, mit 37 Jahren ist er einer der 50 reichsten Österreicher. Sein Privatvermögen wird auf mehr als eine halbe Milliarde Euro geschätzt. Medien berichten vom Privatjet, vom Helikopter, vom Schnellboot.
Andere schreiben von ihm als einem glänzenden "Entertainer", als "Star", der "Fun und Business" zu vereinen weiß, für sich selbst und für die illustren Gäste seiner Land- und Alpenchalets.
Manche zählen allein die Fakten auf, viele nicht einmal ohne Bewunderung: Die Investition in Luxusimmobilien und in den Staatsfonds von Abu Dhabi nährten Benkos Reichtum, seinen Ruf als Geschäftsmann - und sein zweifelhaftes Image.
2013 wurde er zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt, wegen Korruption. Gemeinsam mit seinem Steuerberater habe Benko, so das Urteil, den früheren kroatischen Regierungschef Ivo Sanader mit 150.000 Euro bestochen, um sich durch dessen Kontakte zum italienischen Staatschef Silvio Berlusconi eine unliebsame Steuersache in Italien vom Hals zu halten.
Vom Immobilienmann zum Warenhaustycoon
Die drei Luxustempel der Karstadt-Gruppe - den Münchner Oberpollinger, das Hamburger Alsterhaus und das Berliner KaDeWe - hatte Benko schon im vergangenen Jahr übernommen, und auch die 28 Filialen von Karstadt Sport gehören ihm schon zu mehr als 75 Prozent.
In Innsbruck, dem Wohnsitz der vierköpfigen Familie Benko, ließ er selbst ein Warehaus errichten: das 155 Millionen Euro teure Tyrol. Der österreichischen Hauptstadt Wien spendierte er das so genannte Goldene Quartier.
Noch wird nur spekuliert, von welchem Geld Benko den schwer angeschlagenen deutschen Warenhauskonzern sanieren will. Sicher ist: Einen ersten Termin mit Gewerkschaftsvertretern ließ René Benko bereits platzen.