Riesige Schneckenfarmen boomen in der Elfenbeinküste
Die Zucht von Riesenschnecken ist in der Elfenbeinküste ein lukratives Geschäftsmodell. Sie gelten nicht nur als Delikatesse, sondern der Schleim und die Schalen werden auch zur Herstellung von Kosmetika verwendet.
Immer mehr Zuchtbetriebe
Die in der Elfenbeinküste beliebten Schnecken werden in Farmen in der Stadt Azaguié gezüchtet, rund 40 Kilometer nördlich der Hauptstadt Abidjan. In etwa zehn Ziegel- und Zementbehältern mit Gitterdeckeln befindet sich eine Schicht Erde und eine weitere aus Blättern. Dazwischen wimmelt es von Schnecken, Jungtieren und Zuchttieren.
Zerstörter Lebensraum
Die Schnecken wiegen ungefähr 500 Gramm und werden zehn Zentimeter groß. Fast 90 Prozent der Wälder des westafrikanischen Landes sind in den letzten 60 Jahren verschwunden, was zusammen mit dem weit verbreiteten Einsatz von Pestiziden den natürlichen Lebensraum der Schnecken dezimiert hat. Dadurch ist die Zahl der wilden Schnecken stetig zurückgegangen und immer mehr Zuchtbetriebe sind entstanden.
Schneckenfütterung
Die Schnecken werden alle zwei Tage bewässert und gefüttert. Puristen schwören allerdings auf die "wilde", im Wald gefangene Schnecke, weil ihr Fleisch angeblich schmackhafter ist.
Wild lebende Schnecken versus Zuchtschnecken
Bernus Bleu lehnt diese Ansicht jedoch ab. Er ist Gründer und Direktor von Ivory Coast Snail Expertise (CIEE), einem der größten Unternehmen, das Riesenschnecken produziert und vermarktet. Und er besteht darauf, dass es keinen geschmacklichen Unterschied zwischen den wild lebenden Schnecken und den Zuchtschnecken gibt.
Nahrung aus Bio-Produkten
Auf den Farmen "reproduzieren wir die natürliche Umgebung der Regenwaldschnecken. Sie fressen nur Blätter, Früchte, Gemüse, Mais, Hirse und Soja. Es werden keine Pestizide verwendet. Alles ist biologisch", sagt Alexis Famy, technischer Koordinator der CIEE der Nachrichtenagentur AFP.
Florierendes Geschäft
Die vor sechs Jahren gegründete CIEE verfügt über 50 landwirtschaftliche Betriebe und Verarbeitungseinheiten. Sie beschäftigt 75 Mitarbeiter, bildet monatlich etwa 200 Personen aus und hilft ihnen, sich zu etablieren. Die meisten gründen ihre eigenen Zuchtbetriebe. Von derzeit rund 25.000 Betrieben soll die Zahl der Erzeuger in den nächsten Jahren auf 100.000 steigen.
Frischfleisch auf dem Markt
Das Fleisch ist in der Region sehr beliebt. Es wird in der Regel mit einer würzigen Soße verzehrt oder auf Spießen gegrillt. Das erschwingliche Gericht wird oft in beliebten Bars und Straßenrestaurants namens "Maquis" serviert.
Kosmetika aus Schneckenschleim
"Bei der Schnecke wird nichts weggeworfen", sagt Bernus Bleu. Am Hauptsitz der CIEE in Azaguié stellen Frauen Seife und Duschgel aus Schneckenschleim her, vermischt mit Kokosnussöl, grünem Farbstoff und Parfüm. Das pulverisierte Schneckenhaus wird zur Herstellung anderer Kosmetika oder von Tierfutter verwendet.
Geheimrezept gegen Hautalterung
In der kleinen, rudimentär ausgestatteten Werkstatt werden durchschnittlich 5000 Seifen und 5000 Flaschen Gel pro Woche hergestellt. "Schneckenschleim spendet der Haut Feuchtigkeit, entfernt Unreinheiten und beugt der Hautalterung vor", versichert Nelly Blon, Leiterin der Werkstatt, der Nachrichtenagentur AFP.