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Robert-Koch-Preis

Gudrun Heise14. November 2014

Sie forschen auf dem gleichen Gebiet. Jetzt teilen sich zwei Immunologen den Robert-Koch-Preis 2014: Jean-Laurent Casanova und Alain Fischer. Was genau haben sie herausgefunden?

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Robert Koch in Afrika
Bild: picture-alliance/dpa

Verliehen wird der Robert-Koch-Preis für international anerkannte, wissenschaftliche Leistungen. In diesem Jahr teilen sich zwei herausragende Forscher diese Auszeichnung: Jean-Laurent Casanova, ein gebürtiger Franzose, der in den USA lebt und Alain Fischer aus Frankreich. Beide Wissenschaftler erhalten – so die Begründung der Robert-Koch-Stiftung – die Anerkennung "für ihre bahnbrechenden Arbeiten zum Verständnis von Wirtsgenen und ihren Produkten bei Infektionskrankheiten".

Löcher im Immunsystem

Jean-Laurent Casanova ist pädiatrischer Immunologe. Er hat versucht herauszufinden, warum einige Kinder schwere Infektionskrankheiten entwickeln, andere aber nicht. Das Ergebnis seiner Forschungsarbeit: Die Kinder, die sich leichter mit Erregern infizieren, haben in ihrer Immunabwehr "Löcher". Dadurch sind sie für bestimmte Erreger besonders anfällig. Zu den lebensgefährlichen Infektionen, die diese Kinder gefährden, können zum Beispiel Pneumokokken gehören.

Preisträger des Robert-Koch-Preises 2014, Prof. Jean-Laurent Casanova (Portrait-Foto)
Professor Jean-Laurent Casanova, USABild: Robert-Koch-Stiftung

Casanova hat sich auch mit der Frage beschäftigt, wie diese "Löcher" im Immunsystem entstehen. Dabei fand er heraus, dass es sich um Mutationen in einem einzelnen Gen handelt. Die Forschungsergebnisse des Wissenschaftlers sollen auch dazu beitragen, Therapien zu entwickeln.

Neue Ansätze in der Gentherapie

Der zweite Preisträger, Alain Fischer, ist ebenfalls pädiatrischer Immunologe. Auch er beschäftigt sich mit den "Löchern" im Immunsystem. Zurzeit ist er Direktor des Forschungsinstituts für genetische Krankheiten in Paris. Auf der Basis seiner Erkenntnisse hat er ein neues Verfahren in der Gentherapie durchgeführt: Gendefekte sollen behoben werden, indem ein gesundes Gen eingebracht wird. Alain Fischer war der erste Wissenschaftler, der diese Terapie bei jungen Patienten mit schwerer kombinierter Immundefizienz (gc SCID) erfolgreich eingesetzt hat.

Preisträger des Robert-Koch-Preises 2014, Prof. Alain Fischer (Portrait-Foto)
Professor Alain Fischer, FrankreichBild: Robert-Koch-Stiftung

Die Geschichte der Stiftung

Vergeben wird der Robert-Koch-Preis von der Robert-Koch-Stiftung. Gegründet wurde die “Robert-Koch-Stiftung zur Bekämpfung der Tuberkulose” 1907. Mit der Stiftungs-Gründung sollte der Medizinforscher Robert Koch und seine herausragenden Leistungen gewürdigt werden. 1882 hatte Koch das Tuberkulose-Bakterium entdeckt, ein Jahr später den Cholera-Erreger. Er gilt als der Begründer der modernen Bakteriologie. 1905 war er bereits mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet worden. Der außergewöhnliche Forscher starb im Alter von 67 Jahren in Baden-Baden.

Der Robert-Koch-Preis wurde erstmals 1960 vergeben. Seit 1970 werden jährlich Forscher für international anerkannte Leistungen ausgezeichnet. Vor allem die Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten soll gefördert werden. Dotiert ist der Preis mit 100.000 Euro. Und er ist mit großem Renommee verbunden. Schließlich gibt es unter den Geehrten zehn spätere Nobelpreisträger, angefangen mit dem Virologen Harald zur Hausen, der 1974 den Robert-Koch-Preis erhielt und 2008 den Nobelpreis für Medizin. Der japanische Arzt und Stammzellenforscher Shinya Yamanaka erhielt den Nobelpreis 2012, vier Jahre nach seiner Auszeichnung mit dem Robert-Koch-Preis. Die Stiftung scheint ihrer Zeit also oft voraus zu sein.