Roland Emmerich: "Master of Desaster"
Der deutsche Regisseur ist für seine visuellen Effekte und Katastrophenfilme bekannt. In seinem neuen Werk "Moonfall" wirft er den Mond aus der Umlaufbahn.
"Moonfall": mal wieder die Erde retten
"Wir retten den Mond und damit die Erde", so Astronaut Brian Harper (Patrick Wilson) im Trailer zu "Moonfall". Wie sehr die Zeit drängt, wird Harper und seinen beiden Mitstreitern - der ehemaligen Astronautin Jo Fowler (Halle Berry) und dem Verschwörungstheoretiker K.C. Houseman (John Bradley) - auf ihrem Weltraum-Trip klar: Der Mond ist nicht, für was die Menschen ihn immer gehalten haben.
Master of Desaster
Mit "Moonfall" macht der am 10. November 1955 in Stuttgart geborene Emmerich seinem Beinamen wieder alle Ehren: "Master of Desaster" wird er aufgrund seiner Vorliebe für Katastrophenszenarien genannt. Zu seinem 65. Geburtstag im Jahr 2020 würdigte ihn der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit den Worten, er habe dem deutschen Film in der ganzen Welt Aufmerksamkeit verschafft.
Katastrophen und Endzeitstimmung
In der Tat wurde Hollywood schon früh auf den gebürtigen Schwaben aufmerksam, wo ihn Blockbuster wie "Independence Day", "The Day after Tomorrow" oder "Der Patriot" weltberühmt machten. Eigentlich wollte Emmerich Szenenbildner werden, doch nachdem er "Star Wars" im Kino sah, wechselte er ins Regiefach.
Hausgemacht in Schwaben
Ihren Anfang nahm Emmerichs Karriere im schwäbischen Maichingen, wo er seinen Regie-Erstling "Das Arche Noah Prinzip" in einer stillgelegten Waschmaschinenfabrik drehte. In dem Science-Fiction-Thriller werden zwei Astronauten vom US-Militär für einen geheimen Kriegseinsatz missbraucht. Mit jedem weiteren Film wird Emmerich in den Folgejahren zum Experten für Action- und Katastrophenfilme.
Durchbruch in der Traumfabrik
Nach einigen deutschen Produktionen, die ihm bei Filmkritikern den Ruf eines gewitzten Hollywood-Plagiators einbrachten, schaffte Emmerich Anfang der 1990er den Sprung in die US-Unterhaltungsindustrie: Mit "Universal Soldier" machte sich Emmerich in Hollywood einen Namen - dank gelungener Special Effects und Actionstar Jean-Claude van Damme, der damals auf dem Höhepunkt seines Erfolgs war.
Filmerfolg und Spin-Offs
Auch sein Science-Fiction-Epos "Stargate" (1994), bei dem er Regie führte und mit Dean Devlin das Drehbuch verfasste, verhalf Emmerich zu einer treuen Fanbase. "Stargate" zog eine ganze Reihe an erfolgreichen Spin-Offs nach sich: Drei Fernsehserien und eine Zeichentrick-Serie erzählen die Saga weiter. Eine Neuverfilmung ist gerade in Arbeit. Regie: natürlich Roland Emmerich.
Filme für die große Leinwand
Der Katastrophenfilm "Independence Day" ist bis heute einer von Emmerichs bekanntesten Filmen. Mit Will Smith, Jeff Goldblum und Bill Pullman retteten 1996 gleich drei der damals beliebtesten Schauspieler der USA die Welt vor einer Invasion außerirdischer Weltraum-Schlachtschiffe.
Monster reloaded
Das japanische Filmmonster Godzilla ist seit Jahrzehnten Kult unter Monsterfilm-Freunden. 1998 erzählte Emmerich die Geschichte der zerstörerischen Riesenechse neu und verlegte die Handlung publikumswirksam ins heutige New York. Der Film spielte knapp das Dreifache seiner Herstellungskosten ein und etablierte Emmerich endgültig als Spezialisten in Sachen Katastrophenfilm.
Sprung in die Vergangenheit
Zur Jahrtausendwende wagte sich Emmerich erstmals in seiner Karriere an einen historischen Stoff: den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. In "Der Patriot" verteidigt Mel Gibson als verwitweter Plantagenbesitzer in South Carolina seine Kinder gegen die britische Armee und wird schließlich einer der wichtigsten Widerstandskämpfer. Der klassische Rachestreifen war für drei Oscars nominiert.
Eigene Handschrift
In "The Day After Tomorrow" zeichnete Emmerich ein düsteres Zukunftsbild: Aufgrund schmelzender Polkappen sinkt die Temperatur des Atlantiks so stark, dass der Golfstrom versiegt und große Teile der Erde in einer Art Super-Eiszeit erstarren. Dank seiner visuellen und technischen Perfektion und einer ganz eigenen Bildsprache schaffte es er mit diesem Film, einige seiner Dauerkritiker zu überzeugen.
Steinzeit-Action
Mit der Idee zu einem frühzeitlichen Heldenepos ging Emmerich schon seit Ende der Neunziger schwanger, doch erst nach "The Day After Tomorrow" konnte er "10.000 BC" realisieren. In dem Steinzeit-Spektakel bricht ein junger Krieger auf, um seine Geliebte aus den Fängen von Sklavenhändlern zu befreien. Vor allem die fantasiereiche Steinzeitflora und -fauna macht diesen Film weiterhin faszinierend.
Sein größter Flop
Mit "White House Down" landete Emmerich auf dem Höhepunkt seines Erfolgs einen seiner größten Flops - trotz Starbesetzung. In dem Thriller rettet ein Polizist (Channing Tatum) den US-Präsidenten (Jamie Foxx) aus den Händen von Erpressern und verhindert nebenbei den Ausbruch eines dritten Weltkriegs. Der Film konnte seine Produktionskosten von 150 Millionen US-Dollar nicht wieder einspielen.
In den USA heftig kritisiert: "Stonewall"
Mit "Stonewall" wagte sich Emmerich erstmals an ein politisches Thema: die Straßenkämpfe rund um das Stonewall Inn in New York. 1969 lehnten sich hier Homo- und Transsexuelle gegen die Polizei auf. Der Film wurde von Kritikern verrissen. Viele bemängelten, dass Transsexuelle und Schwarze im Film nur als Randfiguren auftauchten.
Floppte: "Independence Day: Die Wiederkehr"
Die Alien-Invasion "Independence Day" ist bis heute Emmerichs erfolgreichster Film. Entsprechend naheliegend war ein Sequel. Doch die 20 Jahre später veröffentlichte "Wiederkehr" war ein ziemlich müder Streifen, beim Anti-Oscar "Goldene Himbeere" als schlechtester Film nominiert. Trotz starker visueller Effekte lief der Film auch an den Kinokassen eher durchwachsen. Vielleicht fehlte Will Smith.
Weltkriegsdrama auf See
Keine Aliens, keine Naturkatastrophe: Das historische Actiondrama "Midway" aus dem Jahr 2019 erzählt von einer Seeschlacht im Zweiten Weltkrieg. Trotz Woody Harrelson in der Hauptrolle und namhaften Nebendarstellern bemängelten die Kritiken schwache Charaktere sowie die künstliche Inszenierung. Auch an den Kinokassen schnitt "Midway" sehr verhalten ab.
Der Klimawandel ist erneut Thema
Womöglich gelingt es Emmerich ja mit "Moonfall" an seine Erfolge aus den 90ern anzuknüpfen. Das Thema das Films ist brandaktuell: Nach "The Day After Tomorrow" setzt sich er erneut mit den Folgen des Klimawandels auseinander. Im Film soll sich der Mond aus seiner Umlaufbahn gelöst haben, was theoretisch auch in der Realität möglich sei, so der Regisseur im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.