Romy Schneider - mehr als nur Sissi
Am 29. Mai 1982 starb Romy Schneider. Doch auch 25 Jahre nach ihrem Tod liefern ihre unerreichte Ausstrahlung und ihr Schicksal Stoff für Mythen.
Die Frau
Geboren wurde sie als Rosemarie Magdalena Albach, am 23. September 1938, in Wien. Die Welt kannte sie aber nur als Romy Schneider. Ihr Schicksal scheint ihr in der Wiege gelegt worden zu sein: Als Tochter des Schauspielerehepaars Magda Schneider und Wolf Albach Retty war sie schon mit 14 Jahren auf der Leinwand zu sehen. Die Kameras haben sie nie wieder losgelassen. Fast 60 Filme drehte sie in ihrem bewegten Leben, das so abrupt endete. Sie ist nur 43 Jahre alt geworden.
Sissi
Nach einer kurzen Zeit im Goldstein-Internat der Augustinerinnen fing für Romy Schneider das wirkliche Leben an. Es war ein Leben im Rampenlicht des Kinos. Nach ihrer ersten Filmrolle in "Wenn der weiße Flieder wieder blüht" kam schon bald der große Durchbruch als Sissi, Kaiserin von Österreich, an der Seite von Karl-Heinz Böhm als Kaiser Franz Joseph. Die Trilogie "Sissi" (1955), "Sissi, die junge Kaiserin" (1956) und "Sissi - Schicksalsjahre einer Kaiserin" brachte ihr weltweiten Ruhm. Allein in Deutschland haben etwa 20 Millionen Menschen die Filme gesehen.
Das Klischee
Sissi war zugleich Segen und Fluch für die junge Schauspielerin. Dieses Image versuchte Romy Schneider jahrelang abzuschütteln. Aber auch 50 Jahre nach der Premiere blieb sie dem Publikum als "Sissi" in Erinnerung. Und als solche wurde Romy Schneider auch als Wachsfigur im Hamburger Panoptikum geehrt. "Natürlich fand sie Sissi toll. Welches Mädchen träumt nicht davon, in Krinolinen-Kleider vor dem Spiegel zu stehen?", meinte ihre Freundin Christiane Höllger, in einem Interview. Trotzdem: Auch Romy wurde erwachsen.
Die große Liebe
Bei Dreharbeiten lernte Romy Schneider den Mann ihrer Träume kennen, mit dem sie sich 1959 verlobte: Alain Delon. Nicht nur seinetwegen beginnt sie, immer mehr Zeit in Frankreich zu verbringen. Auch die schauspielerischen Möglichkeiten lockten sie nach Paris. Und beides ließ sich ja bestens miteinander verbinden. So war sie 1960 gemeinsam mit Alain Delon im erfolgreichen Theaterstück "Schade, dass sie eine Hure ist" unter der Regie von Luchino Visconti zu sehen. 1962 spielt Romy Schneider in dem Orson-Welles-Film "Der Prozess", der auf Franz Kafkas gleichnamigen Roman basiert, die "Leni". Für ihre Darstellung erhielt sie in Paris den Preis als "beste ausländische Darstellerin". Während im beruflichen Leben alles glänzend lief, zeichneten sich aber im privaten Leben schwere Zeiten ab: Im Herbst 1963 veröffentlichten die Zeitungen Fotos von Alain Delon mit der Schauspielerin Nathalie Bathélemy. Als Romy Schneider von Dreharbeiten aus den USA nach Paris zurückkam, war ihr Verlobter bereits mit seiner neuen Geliebten nach Mexiko abgereist. Romy Schneider schnitt sich die Pulsadern auf, wurde aber noch rechtzeitig ins Krankenhaus gebracht.
Der erste Sohn
Alkohol und Tablettensucht kennzeichneten ihre Zerrissenheit. Auf die Leinwand kehrte Romy Schneider 1965 mit dem Film "Halb elf in einer Sommernacht" zurück. Ein Jahr später drehte sie zum ersten Mal mit Michel Piccoli. Bekannte Regisseure wie Claude Sautet und Claude Chabrol schätzten sie ebenso wie Orson Welles, der Romy Schneider für die "beste Schauspielerin ihrer Generation" hielt. Die Arbeit half ihr immer wieder auf die Beine. Im Jahr 1966 heiratete sie den deutschen Regisseur und Schauspieler Harry Meyen und brachte ihren gemeinsamen Sohn David zur Welt.
Die 1970er Jahre
Die Verfilmung des Streifens "Der Swimmingpool" 1968 brachte sie wieder mit Alain Delon zusammen. Aber nur im Kino. Anfang der 1970er Jahre war Romy Schneider eine Frau, die ihrer Zeit voraus war. So bekannte sie zusammen mit anderen Frauen in der Zeitschrift "Emma", dass sie abgetrieben hatte. Sie forderte auch die Abschaffung des Paragraphen 218, der Abtreibungen unter Strafe stellte. Trotzdem wollte sie nicht als Feministen bezeichnet werden. In dieser Zeit entstand auch der Film "Le Train" – "Nur ein Hauch vom Glück", in dem sie eine verfolgte deutsche Jüdin spielt.
Noch eine Liebe, noch eine Ehe
Eigentlich hieß es, Romy Schneider habe sich in Helmut Berger verliebt, mit dem sie 1972 im Film "Ludwig II." von Luchino Visconti, zu sehen war. Da schlüpfte sie noch einmal in der Rolle der Sissi - aber nur als Nebenfigur. Die Ehe mit Meyen wurde 1975 geschieden. Nur wenige Monate später heiratete sie ihren Sekretär, Daniel Biasini. Die gemeinsame Tochter Sarah kam im Juli 1977 zur Welt. Auch diese Ehe scheiterte und wurde 1981 geschieden.
Sogar Science-Fiction
Romy Schneider filmte einen Streifen nach dem anderen. Für ihre Rolle in dem Film "Gruppenbild mit Dame" nach dem gleichnamigen Roman von Heinrich Böll bekam sie 1977 den Deutschen Filmpreis als beste Darstellerin. Zwei Jahre später wurde sie für ihre Darstellung einer Alleinerziehenden zwischen Kind und Beruf in "Eine einfache Gesichte" mit dem nationalen Filmpreis Frankreichs, dem "César", geehrt. Sogar ein Science-Fiction-Film findet sich in ihrer Filmographie: "Der Gekaufte Tod" mit Harvey Keitel.
Die letzten Jahre
So viele Gesichter hatte die Schauspielerin im Laufe ihrer Karriere gezeigt, dass für viele die echte Romy Schneider verborgen blieb. Obwohl sie sich nicht scheute, ihr wahres Ich vor den Photographen zu zeigen. Auch nicht in schmerzhaften Zeiten, die sich gegen Ende ihres Lebens häuften. Sie musste sich einer Nierenoperation unterziehen. Im Juli 1981 verunglückte ihr Sohn David tödlich. Am 29. Mai 1982 starb Romy Schneider an Herzversagen. Posthum bekam sie auf dem Filmfestival von Montreal einen Preis für ihre Darstellung in "Die Spaziergängerin von Sans-Souci". Auf dem Filmfestival in Cannes im Mai 2007 rief Alain Delon das Publikum im Festivalpalais dazu auf, seine frühere Freundin Romy Schneider zu ehren. Allerdings nicht mit einer Schweigeminute: Für die "wunderbare Romy" gab es 25 Sekunden Applaus.