"Rosetta" erfolgreich gestartet
2. März 2004Die Türkei ist doch noch der Europäischen Union beigetreten, ein wirksamer Impfstoff gegen Aids wird flächendeckend verbreitet und das Maut-Problem auf deutschen Autobahnen ist vielleicht endlich gelöst. Trotzdem: Im Jahr 2014 ist der Ursprung der Welt immer noch nicht entdeckt.
Aber jetzt stehen die Wissenschaftler vor dem Durchbruch: die Raumsonde Rosetta, gestartet am 2.3.2004, hat nach ihrem zehnjährigen Flug durchs Weltall den Kometen 67 P erreicht, ihn einige Male umrundet und das Landegerät "Philae" auf die Oberfläche geschickt. Dies hat nach einer weichen Landung ein erstes Loch in das 4,6 Milliarden Jahre alte Eis des Kometen gebohrt. Gespannt warten die Weltraumforscher in den Kontrollräumen der ESA auf die Ergebnisse ...
Technik vom Feinsten
Präzise Berechnungen und belastbare Technik sind nötig, damit der lange Flug der Rosetta glückt. Denn wenn die Sonde den Kometen 67 P/Churyumov-Gerasimenko erreicht, wird dieser 675 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt sein. Die Hälfte des Startgewichts geht deshalb schon für den Treibstoff drauf. Ein weiteres Problem ist die Stromversorgung für Bordcomputer und wissenschaftliche Geräte. Je weiter sich die Sonde von der Sonne entfernt, desto weniger Strom liefern die Solarzellen der beiden Segel. Deswegen haben diese eine Spannweite von 32 Metern und sind damit die größten Sonnensegel, die bislang ein europäischer Satellit mit sich trug.
Besonders herausfordernd war für die ESA-Wissenschaftler die Entwicklung des Landegeräts Philae. Das Problem dabei ist die geringe Anziehungskraft des Kometen. Obwohl Philae etwa 100 Kilo schwer ist, entspricht das dort dem Gewicht von lediglich einem Blatt Papier. Sollte die Sonde bei der Landung nur ein wenig abfedern, würde die ins Universum abgleiten. Dagegen helfen sollen spezielle Dämpfer an den drei Landebeinen, Eisschrauben, die sich sofort in den Grund einbohren und eine Harpune, die der Lander abfeuern soll.
Der Sonne entgegen
Huckepack begleitet Philae den Kometen auf seinem 13-monatigen Flug zur Sonne, während die Rosetta den Kometen weiter umkreist. Gut ein Jahr, in dem die beiden Sonden Form, Dichte, Temperatur und chemische Zusammensetzung von 67 P alias Churyumov-Gerasimenko erforschen sollen. Bislang konnten Kometen nur im Vorbeiflug beobachtet werden. Von 67 P ist nur bekannt, dass er etwa vier Kilometer lang ist.
Mehrere Meter Dicke wird der Komet verlieren, wenn er an der Sonne vorbeifliegt und sich Kometenkopf und der berühmte Schweif bilden. Wenn Churyumov-Gerasimenko der Sonne am nächsten war und im äußeren Sonnensystem die Elipse seiner Laufbahn wieder schließt, endet auch das Abenteuer von Rosetta und Philae.
Und vielleicht wissen wir dann mehr über das Geheimnis der Kometen. Einer Theorie zufolge brachten diese Schweifsterne einst Verbindungen aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff auf die Erde - die Basis für primitives Leben.
Fortsetzung folgt - in zehn Jahren.