Royal Wedding: London im Hochzeitsrausch
18. Mai 2018Mehr als zwei Milliarden Menschen werden sich das Spektakel wohl anschauen, wenn Prinz Harry an diesem Samstag die US-amerikanische Schauspielerin Meghan Markle heiratet. Die Stadt London ist schon längst im "Royal Wedding"-Fieber. Im benachbarten Windsor, wo die Hochzeit stattfinden soll, herrscht seit Tagen der Ausnahmezustand. Einige Fans kampieren seit Anfang der Woche auf den Straßen, um ganz vorne mit dabei zu sein. Es ist das größte Event der Königsfamilie seit dem 60. Thronjubiläum der Queen im Jahr 2012. Überall hängen die Union Jacks, in den Supermärkten stehen traditionelle britische Speisen hoch im Kurs. Über den Brexit will kaum einer zur Zeit reden. Man will sich schließlich nicht die gute Laune verderben.
Die königliche Hochzeit ist in der britischen Hauptstadt allgegenwärtig. Bei so großen Veranstaltungen zeigt sich London immer von seiner Schokoladenseite: Die Straßen sind hübsch geschmückt, die reservierten Briten sind auf einmal freundlich und gelassen. Und sogar das Wetter spielt mit.
Bei solch milden Temperaturen kann man getrost einen längeren Spaziergang durch London wagen. Auf dem Weg zum Buckingham Palast entlang der Prachtstraße "The Mall" erkennt man, dass die Vorbereitungen auf Hochtouren laufen. Der Rasen ist frisch gemäht, etliche Polizisten laufen auf Patrouille und Nachrichtensender aus aller Welt haben sich vor den Toren des Palasts postiert. Außerdem trifft man überall auf Touristen, die die Stadt und die Geschichte der britischen Monarchie genauer kennenlernen möchten. Zu Dutzenden sieht man sie Fremdenführern hinterher stapfen, die ihnen die angeblichen Lieblingsorte von Prinz Harry zeigen und dabei auch gerne den einen oder anderen Verweis auf seine Mutter Diana von sich geben.
Ein Prinz fürs Volk
Die 1997 verstorbene Princess of Wales hatte das britische Königshaus ordentlich umgekrempelt. Nach ihrem Tod mussten sich die Queen und ihre Familie viel Mühe geben, um wieder Nähe zum Volk aufzubauen. Für viele Briten war das Königshaus damals eine angestaubte Institution.
Prinz Harry steht, ganz wie seine Mutter, für einen modernen Umgang mit der Monarchie. Oft hat er sich dabei blamiert, zum Beispiel mit seiner Nazi-Uniform bei einer Kostümparty oder auch ganz ohne Uniform fast nackt bei einem Spieleabend in Las Vegas. Doch seine Schwächen und Fauxpas gaben ihm zugleich den Anschein, ein ganz normaler Typ zu sein - und nicht der Enkel der Königin von England!
Mittlerweile ist er 33 Jahre alt und heiratet eine attraktive Schauspielerin aus den USA. Seit die Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle bekannt gemacht wurde, stand die Schauspielerin ununterbrochen im Rampenlicht. Die Medien wollten alles über sie wissen und waren vor allem neugierig auf ihre Familie.
Von Anfang an wurde ihr Vater als ein etwas merkwürdiger, zurückgezogener Mensch dargestellt - trotz vieler Einsprüche seitens der Braut. Kurz vor der Hochzeit kam es dann zum Eklat, als bekannt wurde, dass Thomas Markle aufgrund einer Herz-OP nicht an der Hochzeit teilnehmen werde. Noch davor war ein Deal mit einem Paparazzo öffentlich geworden. So ein Skandal kurz vor der Trauung kommt nicht gut an - egal, wieviel davon wahr sein mag. Die königliche Familie fühlte sich in ihrer Entscheidung bestätigt, Details über die Hochzeit geheim zu halten.
Vorfreude von Windsor bis Brixton
Trotz Geheimhaltung kamen aber dutzende Fans schon Tage vor der Hochzeit nach Windsor und schlugen ihre Zelte auf den Straßen der Kleinstadt auf. Auch wenn Windsor Touristen gewohnt ist, wird am Hochzeitstag der Anblick von tausenden Menschen in dem Ort für viele Anwohner ungewohnt sein. Die letzte große königliche Hochzeit fand dort 2005 statt, als Prinz Charles Camilla Parker Bowles heiratete. Das Interesse war damals nicht einmal annähernd so groß wie bei Harry und Meghan - genauso wenig wie die Sicherheitsvorkehrungen.
Doch auch in anderen Bezirken im Großraum London herrscht Aufregung und Begeisterung vor der Hochzeit. Der südliche Vorort Brixton ist gerade ganz besonders aus dem Häuschen. Hier wohnen schon seit mehreren Generationen viele Zuwanderer aus der Karibik. Sie freuen sich, dass mit Meghan Markle mehr Vielfalt ins Königshaus einzieht.
In Brixton sind die Menschen vor allem an Markles afro-amerikanischem Hintergrund interessiert. Das zieht Kreise. Im Januar beschlossen Harry und Meghan, Brixton zu besuchen und spontan bei einem Radiosender vorbei zu schauen. Die Überraschung ist den beiden gelungen und hat ihnen viele Sympathien eingebracht. Seitdem werden am Brixton Market neben Kosmetik auch Meghan-Markle-Haircuts angeboten.
Meghan Markle ist hier zumindest schon jetzt zur Kultfigur geworden.