Rumänen fordern personelle Konsequenzen
3. November 2015Eigentlich sind die Rumänen für Demonstrationen nicht leicht zu begeistern. Doch angesichts der verheerenden Folgen des Brandes im Kellerlokal "Colectiv" ist die Wut immens. Und so skandierten mehr als 20.000 Menschen in der Innenstadt von Bukarest "Schämt euch". Es gab auch Rufe wie "Mörder" oder "Wir wollen Gerechtigkeit". Auf einem Plakat der Demonstranten war zu lesen "Korruption, Habgier und Gleichgültigkeit bringen Rumänien um".
Die Menge verlangte den Rücktritt von Ministerpräsident Victor Ponta, seines Innenministers Gabriel Oprea und des Stadtteil-Bürgermeisters Cristian Popescu Piedone. Viele Rumänen sehen in der Brandkatastrophe, die als schwerstes Unglück seit Jahrzehnten in dem EU-Land gilt, eine Folge von Korruption, da offenkundig gegen Brandschutzauflagen verstoßen wurde. Sie unterstellen den Lokalbesitzern, die Betriebsgenehmigung mit Schmiergeld erkauft zu haben, um nicht zu kostspieligen Investitionen in den Brandschutz gezwungen zu werden.
Inzwischen 32 Tote
Die Zahl der Todesopfer des Feuers vom Freitagabend in Rumäniens Hauptstadt erhöhte sich am Dienstag auf 32. Noch immer werden 130 Disco-Besucher im Krankenhaus behandelt, 50 von ihnen sind nach Angaben der Ärzte schwer beziehungsweise lebensgefährlich verletzt.
Die Generalstaatsanwaltschaft ermittelt und hat die drei Eigentümer der Diskothek festnehmen lassen. Sie wirft ihnen fahrlässige Tötung und Körperverletzung vor. Sie ermittelt auch gegen die Stadtverwaltung. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft verursachte eine Feuerwerksshow während des Konzerts einer Band den Brand. Die leicht brennbare schalldichte Verkleidung des Raums habe das Feuer begünstigt, bestätigte ein Sprecher. Die Eigentümer hätten aus Kostengründen keine feuerfeste Wandverkleidung anbringen wollen. Für die Pyrotechnik hatte der Keller-Club keine behördliche Genehmigung. In dem überfüllten Lokal gab es zudem nur einen Ausgang.
Brandschutz-Kontrollen verschärft
Als Konsequenz aus dem verheerenden Unglück verschärfte Rumäniens Regierung die Brandschutz-Kontrollen für alle Lokale. Danach darf das Inspektorat für Katastrophenschutz (ISU) ab sofort ein Lokal schließen, wenn Kontrolleure Sicherheitsmängel feststellen. Bisher durften nur die zuständigen Kommunalverwaltungen Lokalen den Betrieb verbieten.
Die Bukarester Stadtteil-Verwaltung, die für den Unglücks-Club "Colectiv" zuständig ist, hatte erklärt, sie kontrolliere niemals am Abend Lokale. Grund sei, dass die Dienstzeit der Beamten stets um 16.30 Uhr ende.
se/gri (dpa, afp, rtre)