Original oder Fälschung? Museum Ludwig untersucht Russische Avantgarde
Das Kölner Museum Ludwig zeigt anhand seiner eigenen Sammlung, wie die Echtheit von Kunstwerken untersucht wird - teils an weltbekannten Werken.
"Orangenverkäuferin"
Mit der Ausstellung "Russische Avantgarde im Museum Ludwig - Original und Fälschung. Fragen, Untersuchungen, Erklärungen" untersucht das Kölner Museum Teile seiner eigenen Sammlung, zu deren Schwerpunkten die Russische Avantgarde zählt. Aus dieser Epoche stammen 600 Arbeiten zwischen 1905 und 1930, darunter Natalja Gontscharowas "Orangenverkäuferin" aus dem Jahr 1916.
"Rayonismus Rot und Blau (Strand)"
Arbeiten aus der Russischen Avantgarde wurden häufig gefälscht, um am Erfolg einer erfolgreichen Kunstrichtung partizipieren zu können. Das Museum Ludwig ist mit einigen nicht-authentischen Werken betroffen und gewährt nun Einblick in die Untersuchungen. Bei Arbeiten wie Michail Larionows "Rayonismus Rot und Blau (Strand)" wurde zunächst die Herkunftsgeschichte erforscht, anschließend folgte...
Unterschrift im Detail
... die kunsthistorische Analyse, etwa zur Maltechnik in jener Epoche. Schließlich kamen naturwissenschaftliche Methoden zum Einsatz. So wurden auf einem Gemälde synthetische Pinselhaare entdeckt, die es zu jener Zeit noch gar nicht gab. Auch die Signaturen der Künstlerinnen und Künstler wurden unter die Lupe genommen, hier die von Larionow unter "Rayonismus Rot und Blau (Strand)" von 1913.
Im Röntgengerät
Zum Einsatz kommen bei der Untersuchung auf Echtheit auch Infrarotaufnahmen, Analysen des Gewebes und der verwendeten Materialien oder, wie hier bei Larionow, eine Röntgenaufnahme. Die Ergebnisse der Untersuchungen müssen nicht endgültig sein, weil neue Erkenntnisse oder Methoden zu neuen Schlussfolgerungen führen können.
"Suprematismus Nr. 38"
Von den 100 Gemälden in seinem Bestand hat das Museum Ludwig bislang 49 untersucht und dabei festgestellt, dass nach aktuellen Erkenntnissen 22 Werke nicht authentisch sind. 27 Arbeiten konnten als Originale verifiziert werden. Die Echtheit von Kasimir Malewitschs 1916 angefertigtem Ölgemälde "Suprematismus Nr. 38" gilt übrigens als gesichert.
"Porträt einer Frau"
Im Vorfeld der Ausstellung gab es Unruhe, weil die auf russische Kunst spezialisierte Galerie Gmurzynska aus Zürich einforderte, die Forschungsergebnisse vorab zu erhalten. Dort hatte Kunst-Mäzen Peter Ludwig rund 400 der insgesamt 600 Avantgarde-Werke erstanden. Ein Gericht wies die Forderung ab. Die Galerie kann nun in Köln erfahren, ob Ljubow Popowas "Porträt einer Frau" aus dem Jahr 1915 ...
"Weiblicher Akt"
... und Nadeschda Udalzowas "Weiblicher Akt", entstanden in den Jahren 1912/13 in Öl auf Leinwand, Originale sind. Die insgesamt 27 ausgestellten Gemälde sind vom 26. September bis zum 3. Januar 2021 im Museum Ludwig zu sehen.